Niedersorbischkurs in Cottbus

Nachdem ich den Sommerkurs letztes Jahr verpasst habe, wollte ich mich, ganz nach deutscher Art, rechtzeitig anmelden, sprich September. Eine Unterkunft war auch schnell gefunden, nur meine Vorfreude war durch den Prüfungsstress in der Uni leicht gedämpft.

Die Anreise war für Sonntag geplant, denn der Kurs sollte am Montag um neun Uhr beginnen und meine Lust der Zuverlässigkeit der Bahn zu vertrauen wenig ausgeprägt. Am Nachmittag bezog ich meine kleine Wohnung unweit des niedersorbischen Gymnasiums.

Ganz allein zu sein bin ich nicht gewohnt. Ich schlief schlecht, was vielleicht auch an der Hitze lag, und machte mich Montag überpünktlich auf den Weg. Viel bekannte Gesichter, es waren wohl so um die neunzig Leute, saßen mit mir zusammen in der Cafeteria der Schule und nach einer kurzen Begrüßung wurden wir in verschiedene Gruppen eingeteilt und der Unterricht begann. Ich kam in eine fortgeschrittene Gruppe und meine anfängliche Nervosität, dem Sprachniveau nicht zu entsprechen, legte sich schnell.  

Jede Gruppe wurde von zwei Lehrpersonen unterrichtet, so dass sich die Lehrmethode immer ein wenig unterschieden und sich niemand langweilte. Auch die Themen waren bunt gemischt, ein bisschen Grammatik hier, ein wenig Wortschatz dort. Viele Dinge habe ich schon mal gehört und schnell verstanden, doch die praktischen Übungen halfen mir sehr mehr zu sprechen, was ich sonst, wegen fehlenden Sprachpartner*innen, kaum schaffe. Auch in den Pausen haben wir versucht ein wenig Niedersorbisch miteinander zu sprechen.

Der Unterricht endet am frühen Nachmittag und wer wollte, konnte die vielen kulturellen Angebote nutzen, die für alle angeboten werden, z.B. neuste Kurzfilme, Singabende uws. Ich war u.a. in der Lodka, der sorbischen Kulturinformation, wo ich einige Bücher zum Lesen und Üben erstanden habe. Und habe mir Vorträge zu unterschiedlichsten Themen, manche sogar auf Niedersorbisch, angehört. Zu meinem Erststaunen konnte ich mehr verstehen als ich gedacht habe.

Zum Abschluss der Woche trafen wir uns alle noch einmal, um unsere „Zeugnisse“ in Empfang zu nehmen. Ein wenig Wehmut empfand ich beim gemeinsamen Abschlusssingen, denn nun war die Woche endgültig vorbei und wir gingen unserer Wege.  

Rückblickend muss ich sagen, dass die Kurswoche viel zu schnell vorbei war. Ich habe mich erst am Ende wirklich getraut auch zwischen den Unterrichtseinheiten sorbisch zu sprechen. Eine zweite Woche wäre bestimmt hilfreich gewesen. Außerdem gab es so viele interessante Nachmittagsveranstaltungen, dass für eigene Pläne kaum Zeit blieb.

Wieder zu Hause in Berlin geht die Reise in die Welt des Niedersorbischen weiter, zwar eher für mich allein und in einem Online-Kurs, aber immerhin weiter. Auch die Kontakte, die ich zu vielen Leuten aufbauen konnte, werden helfen tiefer in die niedersorbische Sprache und Kultur einzutauchen.

Ganz sicher bin ich nächstes Jahr wieder dabei!

PS: Wer sich für das Niedersorbische interessiert, kann auf der Seite der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur vorbeischauen: https://www.sorbische-wendische-sprachschule.de

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