Lettisch

Die zweitgrößte baltische Sprache, nach Litauisch, mit ca. 2 Millionen Sprecher*innen ist Lettisch. Als Amtssprache in Lettland hat diese verhältnismäßig kleine Sprache aber auch den Status einer Minderheitensprache in Estland und ist seit 1. Mai 2004 eine Amtssprache der EU.

Lettisch gehört zur Gruppe der ostbaltischen Sprachen neben Litauisch, Nehrungskurisch, Selonisch u.a., stammt wie die slawischen und germanischen Sprachen aus der indoeuropäischen Sprachfamilie und wird vorwiegend in Lettland gesprochen. Größere Gruppen leben aber auch in Estland und anderen Ländern der EU.

Die Entwicklung des Lettischen als Schriftsprache begann etwa im 16. Jahrhundert und beschränkte sich vorerst auf religiöse Texte. Später wurden Texte u.a. aus dem Deutschen und Schwedischen zum Militärwesen und Recht übersetzt. Als Standardsprache hat sich das Lettische seit der Gründung Lettlands 1918 spezifisch entwickelt. Die Zeit der Besatzungen, u.a. durch die Sowjetunion, hat sich auf die Zahl der Sprecher*innen ausgewirkt, was heute durch eine konsequente Sprachpolitik wieder auf einem guten Weg ist aufzuholen.

Trotz der geografischen Nähe unterscheidet sich das Lettische sehr vom Litauischen, so dass sich Sprecher*innen nicht miteinander verständigen können wie es vielleicht zwischen Deutsch und Niederländisch der Fall ist. Trotzdem ist dem Wortschatz des Lettischen der Einfluss anderer sprachen wie Livisch, Englisch oder Russisch anzumerken, wobei viele Entlehnungen von den Letten nur ungern genutzt wird, je nach Region. Typisch für die baltischen Sprachen ist der Erhalt besonders alter indoeuropäischer Wortstämme, was die Historische Linguistik besonders freut.

Anders als viele europäischen Sprachen wird Lettisch phonetisch geschrieben, d.h. die Schreibung repräsentiert die Aussprache, was beim Erlernen der Sprache und dem Schrifterwerb lettischer Kinder von Vorteil ist. Die lateinischen Buchstaben werden ggf. durch diakritische Zeichen ergänzt, wie man es z.B. aus dem Tschechischen kennt. Insgesamt besitzt das lettische Alphabet 33 Buchstaben.

Die Aussprache des Lettischen ist mit einigen palatalisierten Konsonanten facettenreicher als das Deutsche. Alle Vokale sind in langer und kurzer Variante vorhanden, die bedeutungsunterscheidend sind z.B. ‚māti‘ – ‚Mutter‘ (Akk Sg.) oder ‚mati‘- ‚Haar‘, dazu kommen noch vier Diphthonge. Die Betonung liegt meist auf der ersten Silbe.

Ähnlich wie die slawischen Sprachen besitzt das Lettische eine reiche Flexion mit allerlei Ausnahmen, sechs Kasus und zwei Numeri. Das Verbsystem ähnelt in seiner Aufteilung dem Deutschen.

Das Lettische hat zahlreiche Dialekte, die in drei Hauptgruppen eingeteilt sind und unterschiedlich stark durch andere Kontaktsprachen beeinflusst sind.

Quelle

Eckert, Rainer. Lettisch. In Miloš Okuka (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002

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