Weltweit gibt es circa 7000 Sprachen, zumindest von denen wir wissen. Viele Sprachen sind gut erforscht, andere noch gar nicht. Doch eine Frage steht hinter allem: Wo kommt die menschliche Sprache eigentlich her? Und seit wann sprechen wir überhaupt?
Eine Welt ohne Sprache können wir uns heute nicht vorstellen. Unsere Gesellschaften funktionieren nur durch Kommunikation, die dafür sorgt, dass wir unseren Kindern abstrakte Dinge erklären oder auch ein Buch lesen können.
Wenn wir verstehen wollen, wo unsere Sprache herkommt, sind zwei Aspekte klar: Erstens müssen viele Wissenschaftsdisziplinen, z.B. die Biologie, Linguistik oder Anthropologie, ihr Wissen zusammenbringen und zweitens muss allen klar sein, dass es keine verlässlichen Quellen aus so frühen Zeiten zu finden sind. Alle Theorien stützen sich auf Hypothesen, die nur schwer beweisbar sind. Das bedeutet allerdings nicht, dass alles an den Haaren herbeigezogen ist.
Die menschliche Sprache ist eine sehr komplexe Sache, die wir uns sicherlich nicht einfach so angeeignet haben, und schon gar nicht eine bestimmte Sprache. Man muss sich zuerst fragen was genau als Sprache definiert werden kann. Gilt eine Lautabfolge ohne direkten Bezug als Sprache? Sind einzelne Wörter oder erst Sätze eine Sprache?
Fakt ist, dass Menschen bzw. ihre Vorfahren in irgendeiner Weise kommunizieren mussten, um ihr Leben zu organisieren, z.B. durch Gesten. Doch es ist schwierig den genauen Zeitpunkt oder besser Zeitraum festzustellen, an dem die Sprache Teil des menschlichen Lebens wurde. Es wird davon ausgegangen, dass dies mit den ersten bewiesenen Vorkommen des Menschen vor 200.000 Jahren übereinstimmen könnte, denn an den Funden lassen sich Schlüsse über die Anatomie und die funktionale Sprechfähigkeit ziehen. Vor etwa 60.000 Jahren verließen Menschengruppen Afrika und verbreiteten sich über den gesamten Globus.
Da alle Menschen dieselbe Sprachlernfähigkeit aufweisen, muss die Sprache also vor der weltweiten Verbreitung ein Teil der Menschen gewesen sein. Die verschiedenen Gruppen haben dann mit der Zeit verschiedenste Variationen von Sprache in Bezug auf phonologische Regeln, Wortstellung, Lexik usw. entwickelt, die die heutige Sprachvielfalt zeigt.
Man kann sich aber die Frage stellen ob auch andere Spezies wie der Neandertaler über Sprache verfügten, denn auch die lebten in Gemeinschaften zusammen, was eine Kommunikation sicher nötig machte. Auch wenn Menschen und ihre frühen Verwandten wesentlich mehr Hirnmasse als viele Menschenaffen aufweisen und damit mehr Kapazitäten für die Sprechfähigkeit haben, ist nicht klar welche Spezies außer dem Homo sapiens noch sprechen konnte und es auch tat.
In der Forschung herrscht Einigkeit darüber, dass die Fähigkeit zum Sprechen von der Fähigkeit zur Sprache unterschiedlich zu betrachten sind. Anatomisch gesehen eignet sich der Bau des menschlichen Vokaltraktes (Rachen- Nasen- und Mundraum) optimal zum Sprechen, anders als z.B. bei Schimpansen. Dieser Fakt spricht für das Vorhandensein von Sprache bei allen Menschenarten, die diese anatomische Eigenschaft besaßen.
Die Funde von Höhlenmalereien und anderen Kulturtechniken und komplexen Werkzeugen legen Vermutungen nahe, dass Menschen schon seit 200.000 Jahren durch Sprache kommunizieren. All diese Techniken weitergeben zu können, erfordern mehr Kompetenzen als das Lernen am Modell. Jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass vor der Lautsprache nicht auch eine Art Gebärdensprache existiert hat wie sie z.B. Schimpansen in der Lage sind zu lernen.
Unabhängig davon, wie die Menschen zu Beginn der Menschheitsgeschichte kommuniziert haben, ist der Zweck von allen Arten von Sprache das Gelingen der Kommunikation zwischen Individuen. Und die Mengen an gesprochenen und gebärdeten Sprache ist ein großartiger Beweis für den menschlichen Drang zu kommunizieren!
Quellen
Trotzke, Andreas. Sprachevolution – Eine Einführung. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2017
Lenneberg, Eric. Biologische Grundlagen der Sprache. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996