Jan Kochanowski

Wer sich mit polnischer Literatur beschäftigt, kennt vor allem die Klagelieder von einem der bekanntesten polnischen Dichter: Jan Kochanowski.

Geboren 1530 in Sycyna Północna, in der Nähe von Radom, entstammte Jan Kochanowski einer angesehenen Familie. Er wuchs mit vielen Geschwistern auf und erhielt schon früh eine intensive Bildung. Er wurde teilweise zu Hause unterrichtet, nicht unüblich bei vermögenden Eltern.

Kochanowski studierte zunächst in Krakau, doch der Tod seines Vaters im Frühjahr 1547, zwang ihn zurück und er übernahm den geerbten Gutshof. Nach einem Rechtstreit, wahrscheinlich wegen des Erbes, konnte er ab 1550 nach Königsberg und ab 1552 nach Padua reisen und weiterstudieren, wo er auch erste literarische Werke verfasste.

Wahrscheinlich kehrte er 1555 nach Polen zurück, um ein knappes Jahr später erneut nach Italien zu reisen, diesmal allerdings seiner Gesundheit wegen. Dort erfuhr er vom Tod seiner Mutter und musste sich mit seinen Geschwistern einigen wie das Vermögen, bestehend aus Grundbesitz und verschiedenen Gebäuden, aufzuteilen war.

Er selbst schien kaum Interessen an dem Hof und der Arbeit dort zu haben, sondern verpachtete ihn. Kochanowski arbeitete die nächsten Jahre als Sekretär von Piotr Myszkowski, dem Bischof von Płock und Krakau.

Seine Karriere beendete er 1574, ließ sich auf dem väterlichen Hof nieder und heiratete Dorota Podlodowska. Mit ihr hatte er insgesamt sieben Kinder, wobei schon drei früh starben. Der Tod seiner Tochter Urszula traf ihn dabei besonders hart und er widmete ihr seine berühmt gewordenen ‚Treny‘ (dt. Trauerlieder). Neben seiner schriftstellerischen Arbeit war Kochanowski auch politisch für den Sejm tätig.

Das Leben auf dem Hof und die Erziehung seiner Kinder wurde für Kochanowski immer wichtiger. Er kaufte verschiedene Grundstücke und Dörfer dazu, vermutlich als Absicherung. Er schrieb in den Jahren nach seiner Hochzeit und Niederlassung viele religiöse Werke, verfasste Übersetzungen und viele Gedichte.

Jan Kochanowski starb auf einer Reise in Lublin, wo er einer Versammlung besuchte, wahrscheinlich an den Folgen eines Schlaganfalles. Seine letzte Ruhe fand er in der Nähe seines Hofes in Czarnolas.

Kochanowski schrieb in Latein und Polnisch, was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich war, denn die Sprache von Literatur und Wissenschaft war Latein.

Die berühmten ‚Treny‘ sind nach traditioneller Art geschrieben, in drei Stufen (Beweinen, Lob und Trost) und bilden einen Zyklus von 19 Liedern. Besonders die Lieder, in denen Kochanowski um seine Tochter weint, zeichnen das innere Bild des Vaters. Für heutige Leser völlig verständlich, síst die Trauer um ein Kind, vor allem um eine Tochter, in der damaligen Zeit eher Privatsache. Die Tatsache, dass Kochanowski ihren Tod so zentriert darstellt, wirkt seltsam. Den Tod der anderen Kinder erwähnt er zwar, aber Urszulas Tod ist das Hauptthema.

Die Werke Jan Kochanowskis gehören heute zur Pflichtlektüre in polnischen Schulen. Seine Art zu schreiben, besonders über private Dinge, erlaubt einen Zugang zu seinen Gefühlen und Gedanken, was uns von vielen andere Autoren verwehrt wird.

Quellen

Pelc, Janusz. Jan Kochanowski. Szczyt renesansu w literaturze polskiej, Warszawa 2001.

Walecki, Waclaw Walecki. Polnische Literatur. Annäherungen: Eine Literaturgeschichte von den Anfängen bis heute, Igel Verlag 1999

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