Die georgische Schrift

Wer schon mal in Georgien war, hat sicher die ungewöhnliche Schrift bemerkt. Georgisch ist eine Sprache aus der Gruppe der südkaukasischen Sprachen und besitzt eine der wenigen isolierten Alphabetschriften in Europa (kulturell wird der Kaukasus oft zu Europa gezählt, geografisch zu Asien).

Historisch gesehen ist die georgische Schrift eine der ältesten weltweit, genutzt etwa seit der Mitte des 5. Jahrhunderts. Wie alle Schriften hat sie sich im Laufe der Zeit stark verändert. Heute existieren zwei Schriftenvarianten für religiöse Texte (Assomtawruli und Nusschuri) und eine für weltliche Texte (Mchedruli). Die jüngere Variante, die Mchedruli-Schrift, ist seit dem 13. Jahrhundert dokumentiert.

Die frühesten Zeugnisse der georgischen Schrift wurden interessanterweise nicht auf georgischem Gebiet gefunden, sondern in Klöstern in Palästina.

Geschrieben wird diese Schrift generell von links nach rechts wie in Europa üblich, anders als z.B. Hebräisch. Jeder Buchstabe steht für einen Laut, d.h. es ist eine phonetische Schrift. Insgesamt gibt es 33 Buchstaben. Ursprünglich waren es mehr, doch nach einer Schriftreform im 19. Jahrhundert wurden 5 Buchstaben entfernt, da sie in der neu-georgischen Sprache nicht mehr gebraucht wurden. Außerdem gibt es in verwandten Sprachen wie Swanisch oder Lasisch, die die georgische Schrift nutzen, zusätzliche Buchstaben, weil sonst nicht alle Laute repräsentiert wären.

Jeder Buchstabe hat einen Namen, ähnlich wie wir es auch in der hebräischen Schrift kennen. Die Reihenfolge innerhalb des Alphabetes erinnert stark ans Griechische. Im Gegensatz zu Schriften, die sich aus dem griechischen Alphabet entwickelt haben z.B. die gotische oder kyrillische Schrift, ist die georgische Schrift keine Abwandlung der griechischen. Dafür sprechen vor allem die Unterschiede in der grafischen Gestaltung der Buchstaben. Die Eigenschaften der georgischen Schrift weisen jedoch auf den griechischen Einflüsse hin z.B. die Reihenfolge der Buchstaben.

Wer die Schrift entwickelt hat, ist nicht geklärt. Manche halten den armenischen Heiligen Mesrop Maschtoz, der das armenische Alphabet entwickelt hat, für den Schöpfer. Doch diese These ist bislang noch nicht bewiesen worden. Die bloße Nähe zu Armenien reicht da bei Weitem nicht aus und die Unterschiede zwischen den Schriften sind augenscheinlich. Heute wird diese Theorie allgemein als falsch angesehen.

Die drei Varianten der georgischen Schrift Assomtawruli, Nuschuri und Mchedruli sind chronologisch nacheinander entstanden. Interessant ist, dass der jeweilige Vorgänger erhalten blieb und weiterverwendet wurde. Das ist bei Schriften eher unüblich. Die Nutzung der ‚alten‘ Schriften verschob sich im Laufe der Zeit zu den kirchlichen Texten, während sich Mchedruli als Schrift für weltliche Literatur und Medien durchsetzte. 

Assomtawruli ist die älteste Schriftform und bis zum 9. Jahrhundert die einzige. Die immer gleich hohen Buchstaben bestehen aus geometrischen Elementen wie Linien, Kreise und Halbkreise, die im rechten Winkel verbunden werden. Diese exakte geometrischen Anordnung ist ein Indiz auf eine eigenständige Schrift, denn anderen Schriften fehlt das Charakteristikum der Geometrie. Mit dem Aufkommen von Nuschuri wurden immer weniger Texte in Assomtawruli geschrieben bzw. kopiert.

Nuschuri entstand im 9. Jahrhundert und wurde in Manuskripten vermehrt verwendet. Diese Schriftvariante ist einfacher zu lesen, daher die Beliebtheit in Manuskripten. Die Buchstaben variieren in ihrer Höhe und sind durch die leichte Neigung einfacher zu schreiben. Noch heute verwendet die georgische Kirche diese Schrift.

Mchedruli ist die letzte Stufe in der Entwicklung der georgischen Schrift. Sie ist im Vergleich zu Nuschuri nochmals vereinfacht. Belegt in Urkunden und Inschriften ist sie seit dem 10. Jahrhundert. Abermals siegte die neue Variante wegen ihrer schnelleren Schreibarkeit und leichterer Lesbarkeit.  Mchedruli ist heute die verbreitete Schrift im öffentlichen Leben, in den Medien und der Literatur.

Nur Mchedruli lesen und schreiben zu können, reicht nicht aus, um die Vorgänger Assomtawruli und Nuschuri zu verstehen. Doch der phonetische Charakter des Alphabetes erleichtert den Erwerb des Lesens und Schreibens. Die Einzigartigkeit der Schrift inspiriert Künstler und wird mittlerweile auch für touristische Zwecke genutzt.

Quellen

Bokhashvili, Marine. Einführung in die georgische Schrift. Buske, Hamburg 2007

Haarmann, Harald. Geschichte der Schrift.  C.H. Beck Wissen, München 2002

Bildquelle

Von Deu – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=104782273

Finnische Mythologie

Die Völker im Norden Europas lebten oft in Gruppen, die über weite Distanzen und unwegsames Gelände voneinander getrennt waren. Die Finnen als Stamm wanderten wahrscheinlich vor fünftausend Jahren aus der Richtung des Urals ins Gebiet des heutigen Finnlands und Umgebung ein.

Die Verbindung mit anderen finno-ugrischen Völkern sieht man nicht nur in der Verwandtschaft der Sprachen, sondern auch in Ähnlichkeiten der Mythologie. Die geografische Nähe zu den Nordgermanen und Samen hat ebenfalls zu Überschneidungen der finnischen, samischen und nordischen Legendenwelt beigetragen.

Heutzutage hat die finnische Mythologie wieder viele Anhänger, die eine moderne Art des Heidentums leben, oft gemischt mit anderen Kulturformen.

Der erste, der Teile der finnischen Mythologie gesammelt hat, war Reformator Mikael Agricola (1510–1555). Er ließ Kommentare zur finnischen Folklore in seine Psalmenübersetzung von 1551 einfließen. Der Großteil der Mythen ist im finnischen Nationalepos, dem Kalevala, gesammelt. Das Kalevala ist erst 1835 erschienen und besteht aus über zweiundzwanzigtausend Versen. Vorher wurde die Mythen mündlich weitergegeben und im 19. Jahrhundert von Elias Lönnrot aufgeschrieben worden. Außerdem stellt das Kalevala eins der wichtigsten literarischen Werke der finnischen Sprache dar. Wegen der späten Verschriftlichung der Mythen lässt sich nur schwer sagen, wann welche Einflüsse fremder Elemente Eingang in die Mythenwelt der Finnen gefunden haben.

Wie jede Mythologie ist die Entstehung der Welt auch bei den Finnen ein zentrales Motiv. Sie glaubten, dass die Welt aus Vogeleiern entstanden ist. Eine Geschichte spricht von einem Adlerweibchen, das über das Wasser fliegt und nach einem Platz für sein Nest sucht. Sie findet eine trockene Stelle, die zufällig das Knie des schlafenden Zauberer Väinämöinen ist, und legt ihr Ei ab. Der Zauberer erwacht und erhebt sich, das Ei zerbricht und heraus kommen der Mond und die Sonne, während aus den Schalen die Erde und die Sterne werden. Andere Geschichte erzählen von Eiern anderer Vögel wie einer Ente oder einer Schwalbe, aus denen die Welt erschaffen wurde.

Tiere sind in der finnischen Mythologie allgegenwärtig. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Finnen vielerorts von der Jagd abhängig waren und daher Tiere als heilige Tiere ansahen. Das heiligste von ihnen ist der Bär, aber auch alle möglichen (Wasser-)Vögel.

Nicht nur in der Schöpfungsgeschichte der Finnen spielen Vögel eine zentrale Rolle. Sie tauchen immer wieder auf. Vögel verleihen den Menschen ihre Seele im Augenblick der Geburt und nehmen sie im Tod. Für die Finnen ist der Tod eine unausweichliche Sache. Alle Toten treten, unabhängig von ihren Taten im Leben, die Reise ins Totenreich an, zum Fluss Tuonela. Dort herrschen die Götter der Unterwelt Tuoni und Tuonetar, zusammen mit der Göttin des Todes und der Verwesung Kalma.

Wie in der Mythologie der Sibirer können Schamanen das Totenreich betreten und wieder verlassen. Diese Gabe haben normale Menschen nicht, sie kehren nie zurück.

Die Götter der Finnen sind zahlreich und wie in anderen Mythologien mit verschiedenen Attributen und Aufgaben versehen. Der höchste Gott ist Ukko, der Gott des Himmels und des Gewitters, der in dem Kalevala als alter weißbärtiger Mann beschrieben wird. Eine zufällige Ähnlichkeit mit Odin und Thor aus der nordischen Mythologie? Die höchste Göttin der Finnen ist Akka ist die Fruchtbarkeitsgöttin. Neben vielen anderen Göttern gibt es Geister, Dämonen und Tiergeister.

Oft variieren die Namen der Götter und der Inhalt der Legenden je nach Region und überschneiden sich mit anderen Mythologien z.B. den Esten oder Germanen. Wer von wem etwas übernommen hat, lässt sich kaum noch nachvollziehen, zeigt aber, dass die Volkgruppen nicht so isoliert voneinander gelebt haben wie manchmal angenommen wird. Vor allem der Handel zwischen den Völkern im Norden Europas und im Ostseeraum sorgte für die Mischung, die in den Geschichten aufgeschrieben wurden.

Quellen

Grimal, Pierre. Mythen der Völker III. Fischer Bücherei. Hamburg 1963

Honko, Lauri. Finnische Mythologie. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Alten Europa (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 2). Klett-Cotta, Stuttgart 1973

Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen

In Deutschland ist das Thema ‚Sprache‘ gerade in aller Munde. Sprache bestimmt nicht nur unser Denken, sondern auch unser Handeln. Neben Deutsch werden in Deutschland viele andere Sprachen gesprochen, denn unser Grundgesetz garantiert jedem das Recht seine eigene Sprache zu sprechen. Doch nicht alle Sprachen sind gleich in ihrem rechtlichen Status. Besonders geschützt sind Dänisch, Obersorbisch, Niedersorbisch, Nordfriesisch, Saterfriesisch, Romanes als Minderheitensprachen und Niederdeutsch als Regionalsprache.

Diesen besonderen Schutzstatus regelt die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, engl. European Charter for Regional or Minority Languages. Die Charta ist vom Europarat formuliert worden und hat das Ziel, alle Minderheiten- und Regionalsprachen Europas als kulturelles Erbe zu bewahren und zu schützen. Diese Zusammenarbeit der europäischen Staaten soll die staatenübergreifende Zusammenarbeit stärken. Außerdem steht der Schutz der kleinen, vom Aussterben bedrohten Sprachen im Vordergrund. Die Charta ist das erste Dokument seiner Art weltweit.

Am 5. November 1992 wurde die Charta gezeichnet und bis heute von über 25 Staaten unterzeichnet, jedoch noch nicht von allen ratifiziert (rechtskräftig bestätigt). Deutschland ratifizierte das Dokument 1998 und am 1. Januar 1999 trat es in Kraft.  Die Sprachencharta gilt aktuell für 79 Sprachen, die von 203 Minderheiten gesprochen werden.

In der Sprachencharta verpflichtet sich Deutschland die Minderheitensprachen Dänisch, Obersorbisch, Niedersorbisch, Nordfriesisch, Saterfriesisch, Romanes und die Regionalsprache Niederdeutsch in den Gebieten, in denen sie gesprochen werden, besonders zu schützen. Diese Verpflichtung ist jedoch nicht an Sanktionen geknüpft, falls die Schutzmaßnahmen aus verschiedenen Gründen nicht erfüllt werden. Auch gibt es keine Kontrollinstanz, die die Maßnahmen überprüft und bewertet. Es liegt allein in der Hand jedes einzelnen Staates die unterschriebene und ratifizierte Charta umzusetzen.

Der Aufbau der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen gliedert sich in fünf Abschnitte.

Abschnitt 1 definiert, was genau eine Regional- bzw. Minderheitensprache ist und wo sie angesiedelt sind. Dabei ist die Unterscheidung von historischen Minderheiten in den betreffenden Gebieten klar von migrantischen Minderheiten abgegrenzt. Auch Dialekte sind in der Charta nicht gesondert aufgeführt.

Abschnitt 2 beschäftigt sich im Wesentlichen mit den Zielen der Charta und den Möglichkeiten, die jeder Staat hat, um ‚seine‘ Sprachen zu schützen.

Abschnitt 3 enthält einen Maßnahmenkatalog für alle Bereiche des öffentlichen Lebens z.B. Bildung, Kultur, Wirtschaft oder Medien. Dabei sollen laut Vereinbarung möglichst viele Maßnahmen umgesetzt werden. Nicht alle sind jedoch immer möglich.

Abschnitt 4 regelt die Anwendung der Charta. Die unterzeichnenden Staaten verpflichten sich regelmäßig Berichte zur Umsetzung zu verfassen. Jedoch drohen keinen rechtlichen Konsequenzen bei Verweigerung der Berichte.

Abschnitt 5 sind Schlussbestimmungen.

In Deutschland sind auf Bundesländerebene Gesetzte zum Schutz der beheimateten Minderheiten erlassen worden, die unterschiedlich umgesetzt werden. Als einzige Minderheitensprache ist das Romanes nicht an ein spezielles Siedlungsgebiet gebunden, wird daher leider weniger intensiv gefördert als die anderen Sprachen. Für jede der geschützten Sprachen sind im Einzeln Maßnahmen zur Sprachpflege etc. erarbeitet worden. Ausschlaggebend für die Intensivität der Maßnahmen sind oft finanzielle und ressourcenvorherrschende Faktoren.

Von einigen Wissenschaftlern wird v.a. die Definition des Begriffes ‚Regionalsprache‘ kritisiert. Auch die Nichtbeachtung der zahlreichen Dialekte stellt einen Kritikpunkt da. Doch abgesehen davon vereint die Sprachencharta viele Länder in ihren Bemühungen ihre sprachliche Vielfalt zu erhalten und auch nach außen hin sichtbar zu machen. Besonders der Schutz von kleinen Sprachen ist eine große Aufgabe, die wahrscheinlich nie enden wird.

Quelle

Lebsanft, Franz & Wingender, Monika (Hrsg.). Die Sprachpolitik des Europarats. Die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ aus linguistischer und juristischer Sicht. De Gruyter, Berlin 2012

Die europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen https://www.coe.int/en/web/conventions/full-list?module=treaty-detail&treatynum=148

Lesja Ukrajinka

Die Welt der Literatur ist sehr männlich geprägt. Das ist auch in Osteuropa ein weit verbreitetes Phänomen. Nur einzelne Frauen schaffen es sich zu Lebzeiten in der Welt der Literatur durchzusetzen wie z.B. Wisława Szymborska. Eine der wenigen Frauen, die in die ukrainische Literaturgeschichte eingegangen ist, hieß Lesja Ukrajinka (ukrainisch Леся Українка).

Sie wurde am 25. Februar 1871 (nach gregorianischem Kalender) als Laryssa Petriwna Kossatsch in Swjahel, damals Russisches Kaiserreich, geboren. Ihr Vater Petro Antonowytsch Kossatsch entstammte dem Adel und war als Jurist tätig, ihre Mutter war die Schriftstellerin Olena Ptschilka. Ukrajinkas Eltern setzten auf eine gute Ausbildung ihrer vier Kinder und so kam sie schon im Kindesalter mit den Größen der damaligen ukrainischen Literaturszene in Berührung.

Ihre Schulbildung beinhaltete neben Literatur auch zahlreiche Fremdsprachen u.a. Deutsch, Latein, Französisch und Englisch, deren Beherrschung sie später bei zahlreichen Übersetzungen der europäischen Literatur unter Beweis stellte. Die Unterrichtssprache war immer Ukrainisch, deshalb gingen Ukrajinka und ihre Geschwister nicht auf staatliche Schulen, sondern wurden zu Hause unterrichtet. Ihrer großen Begeisterung für die Musik konnte sie wegen einer Tuberkuloseerkrankung nicht intensiv nachgehen und wandte sich deshalb verstärkt der Literatur zu. Zeitlebens wurde sie von literarischen Größen wie Taras Schewtschenko oder Iwan Franko beeinflusst.

Ukrajinka schrieb schon im Kindesalter Gedichte, einige erschienen sogar in Zeitungen. Ab 1884 veröffentlichte sie ihre Texte und Gedichte unter ihrem Pseudonym Lesja Ukrajinka, da ukrainische Veröffentlichungen in Russischen Kaiserreich verboten waren, ebenso wie die Verbreitung im Ausland gedruckter Werke in ukrainischer Sprache. Neben dem Schreiben von Gedichten, Liedern und Märchen übersetzte sie Werke u.a. von Heinrich Heine, Adam Mickiewicz oder Gerhart Hauptmann. Sie übersetzte bewusst Werke, die auch einfachen Leuten zugänglich waren. Dabei war auch die Verwendung der ukrainischen Sprache ein wichtiger Schritt zur Prestigesteigerung des Ukrainischen.

Sie war Mitglied in der Literaturgruppe Plejada, in der sie sich für die Verbreitung ukrainischer Literatur stark machte. Ihre frühen Gedichte zeigen oftmals traditionelle und naturalistische Motive z.B. ‚Dawnja kaska‘ („Ein altes Märchen“, Versepos 1893)

Auch persönliche Schicksale wie ihre Tuberkuloseerkrankung und die Hoffnung auf Besserung sind Themen ihrer Werke z.B. in ‚Contra Spem Spero!‘ (dt. ‚Gegen die Hoffnung hoffe ich!‘)

Ihre Gesundheit wegen reiste Ukrajinka viel in europäischen Kureinrichtungen, die sie nicht nur zum Schreiben sondern knüpfte Kontakte und lernte die fremden Kulturen kennen. Auf ihren Kurreisen lernte sie 1897 in Jalta Serhij Merschynski kennen, in den sie sich verliebte und ihre Gefühle in einigen Gedichten verarbeitete.  Merschynski Tod 1901 ließ Ukrajinka in einer Phase des melancholischen Schreibens zurück. Die verschiedenen Menschen aus aller Herren Länder beeinflussten auch ihre Arbeit und sie schrieb mehr politische motivierte Texte und übersetzte Schriften von Marx und Engels, obwohl sie selber aus der gehobenen Gesellschaft stammte.

Ihre politischen Schriften erweckten die Aufmerksamkeit der Behörden. Ukrajinka wurde 1907 mehrfach verhaftet und unter Beobachtung gestellt. Im selben Jahr heiratete sie Klyment Kvitka, mit dem sie die Liebe zur Musik und fremden Kulturen teilte. Sie wohnten zuerst einige Zeit auf der Krim und dann in Georgien. Dort starb Lesja Ukrajinka am 1. August 1913 in Surami. Ihr Leichnam wurde nach Kiew gebracht und auf dem Bajkowe-Friedhof beerdigt.

Lesja Ukrajinka schrieb, ungeachtet ihrer gesundheitlichen Verfassung, ihr ganzes Leben hindurch. Viele Werke wurde zu Lebzeiten nicht veröffentlicht, einige hat die Schriftstellerin auch nicht mehr fertiggestellt. In der Ukraine wird Ukrajinkas Erbe und die Erinnerung an sie geehrt und sorgfältig bewahrt. Ihr zu Ehren gibt es viele Denkmäler, nach ihren benannten Straßen etc. Sie gilt heute als eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen der Ukraine. Die schiere Menge der Werke und ihre Verbundenheit zum ukrainischen Volk lassen die Erinnerung an sie nicht verblassen.

Quellen

Jobst, Kerstin S. Geschichte der Ukraine. Stuttgart 2015

Tschižewskij, Dimitrji & Horbatsch, Anna-Halja. Die ukrainische Literatur. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon. Bd. 20. München 1996

https://reisenua.net/lesja-ukrajinka/

Sorbische Sprachinsel in Amerika

Die Heimat zu verlassen, fällt keinem Menschen leicht. Doch gibt es immer wieder Gründe es zu tun. Im 19. Jahrhunderts ließen viele Menschen aus ganz Europa ihr altes Leben zurück und versuchten einen Neuanfang. Die Gründe für diesen Schritt sind vielfältig: schlechte wirtschaftliche Verhältnisse, keine Berufsperspektiven, Glaubensfragen usw.

Im Siedlungsgebiet der Sorben, entweder zu Preußen oder Sachsen gehörend, kamen viele Gründe für die Auswanderung zusammen. Besonders die wirtschaftliche Not und die Uneinigkeit der Kirche setzten den Menschen zu. Die Berichte von erfolgreichen Auswanderern und ihrem Wohlstand wirkte verführerisch. Die typischen Auswanderungsländer wie Australien und Amerika standen auch für religiöse Freiheit, was für die Sorben ein wichtiger Baustein ihres Lebens darstellte.

Die ersten sorbischen Auswandererwellen nach Australien in den späten 1940er Jahren schürten die Sehnsucht der Daheimgebliebenen. Doch schon bald kamen Briefe aus der neuen Welt, die sehr ernüchternd klangen. Die Auswanderer hatten mit Problemen wie fehlenden Sprachkenntnisse, Geldengpässe und dem ungewohnten Klima zu kämpfen. Dies waren u.a. Gründe die geplante Auswanderung von Australien nach Amerika zu ändern. Die Reise war wesentlich kürzer und damit günstiger, sodass sich 1853 die erste kleine Gruppe von Sorben auf die Reise nach Texas machte. Sie reisten von Bautzen nach Bremen und bestiegen in Bremerhaven die „Reform“. Kurz vor der Ankunft lief das Schiff an der kubanischen Küste auf einen Felsen. Die Passagiere wurden gerettet, doch ihr Hab und Gut versank ins Meer. Die Schiffbrüchigen wurden mit Hilfe der Deutschen Gesellschaft in Havanna versorgt und mit bescheidenem Geldbeträgen ausgestattet, so dass sie ihre Reise fortsetzen konnten. Ihre Zielorte New Ulm und Industry erreichten sie unbeschadet. Die kleine Gruppe schrieb Briefe nach Hause, in denen sie die günstigen Lebensbedingungen beschrieben und so die Daheimgebliebenen in größerer Zahl zur Auswanderung ermunterten.

Die größere Gruppe, bestehend aus 558 Personen, machte sich nach langer Vorbereitungszeit im August 1854 auf die Reise. Sie hatten nicht nur ihre Habseligkeiten dabei, sondern auch eine Sammlung sorbischer religiöse Bücher und eine Glocke für die dort geplante Kirche. Als Geistlicher begleitete Jan Killian die Auswanderer. Die Reise war von vielen Todesfällen überschattet, meist Cholera und Masern. Im Dezember kam die Gruppe in Hafen von Galveston in Texas an und brach nach einer kurzen Rast in Houston in Richtung New Ulm auf. Dort konnten die vielen Menschen auf Dauer nicht leben, so sah man sich nach einer Möglichkeit, um Land für einen eigene Siedlung zu erwerben. Fündig wurden die Sorben circa 30 Kilometer von New Ulm entfernt. Das Land war bewaldet, es gab Flüsse, jedoch eignete sich der Boden nur bedingt für die Landwirtschaft. Doch da die finanziellen Mittel der Siedler begrenzt waren, blieb ihnen nichts anderes übrig. Jede Familie bekam je nach finanziellen Mitteln ein Stück Land zugewiesen. Die Siedlung wurde Serbin genannt, eine Ableitung der sorbischen Abstammung.

Die Sorben hatten die ersten Jahre stark zu kämpfen: das ungewohnte Klima, der karge Boden, auf dem sich fast nur Mais und Baumwolle anbauen ließ, und das Heimweh. Ein Vorteil bot das Weideland, auf dem sich das Vieh selbst versorgte. Doch die Erträge waren knapp und die wenigsten brachten es zu Reichtum. Die Probleme beschränkten sich nicht nur auf die Landwirtschaft. Auch in Fragen der Religion traten Schwierigkeiten auf. Einige Sorben wendeten sich von Killian als geistigen Führer ab, suchten in den umliegenden Gemeinden nach seelischem Beistand.

Der amerikanische Bürgerkrieg 1861 veränderte das Leben der Sorben von Grund auf. Texas gehörte den Konföderierten an, die weiter Sklaven halten wollten. Schon das allein widerstrebte den Sorben grundsätzlich, doch nun mussten sie als Bürger ihrer Wehrpflicht nachkommen und Kriegsdienst leisten. Zahlreiche Gefallene hatte die Serbiner Gemeinde zu beklagen. Doch in einem Punkt profitierten die Sorben von dem Bürgerkrieg, denn sie konnten ihre Baumwolle jetzt zu besseren Konditionen über Mexiko in alle Welt verkaufen. Während des Krieges vergrößerte sich die Bevölkerungszahl Texas, denn die Kampfhandlungen geschahen woanders. Viele Deutschstämmige zogen zu und so wurde das Sorbische Schritt für Schritt zur Sprache der Minderheit. Die Sorben und Deutsche lebten fortan in ständigem Zwist, die in eine Spaltung der Gemeinden in eine deutsche und eine sorbische mündete. In den Jahrzehnten nach dem amerikanischen Bürgerkrieg kamen immer weiter Sorben nach Amerika, besonders nach Serbin und Umgebung. Es entstanden zahlreiche Siedlungen wie Fedor, Warda oder Lincoln.

Die Behörden in der Lausitz sahen mit Unbehagen zu wie weitere Gruppen das Land verließen, was v.a. die Niederlausitz vor ein wirtschaftliches Problem stellte. Vor allem die strikte antisorbische Politik Preußens veranlasste die Menschen immer weiter zu diesem Schritt.

Trotz der sorbischen Siedlungen entwickelte sich das Deutsche zur dominanten Sprache, in der Kirche wie in der Verwaltung, obwohl die Deutschen zahlenmäßig unterlegen waren. Die neuen sorbischen Siedler aus Deutschland waren zweisprachig, so dass Deutsch von fast allen verstanden wurde. Vor allem die „alteingesessenen“ sorbischen Siedler fühlten sich von der deutschen Sprache und der Dominanz der Deutschen ausgegrenzt. So nahmen die sorbischen Gottesdienste immer mehr ab, nur in Serbin blieben sie bestehen. Dort hielt man auch am sorbischen Schulunterricht fest. Die Kinder lernten zusätzlich Deutsch und Englisch.

Das Sorbische wurde zur Familiensprache, während Deutsch und Englisch die Umgebungssprachen im öffentlichen Leben wurden. Diese Assimilation der Sorben verlief ähnlich wie die in der Lausitz. Innerhalb von zwei Generationen war bei fast allen Texaner Sorben Deutsch die Erstsprache.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, verstärkt nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, verschob sich die Sprachnutzung dann von Deutsch zu Englisch, auch die Kirchen- und Verwaltungssprache wurde auf Englisch umgestellt.

Während die Sprache schwand, hielten sich die sorbischen Bräuche und Traditionen noch lange. Die kirchlichen Feiertage und Hochzeiten wurden nach sorbischer Art gefeiert. Auch die Mythen und Legenden aus der Heimat wie die Mittagsfrau (Pśezpołdnica) oder der Wassermann (Wódny muž) waren Bestandteil der sorbisch-texanischen Kultur. Auch Bücher und Zeitungen in Sorbisch gelangten regelmäßig nach Texas, vor allem religiöser Werke. Der Druck einer eigenen sorbischsprachigen Zeitung in Texas verlief nicht erfolgreich.

Die Verbindungen der Texaner Sorben in die Heimat beschränkte sich meist auf Briefe. Heute erinnern meist nur noch einzelne Grabsteine und die Ortsnamen an das Erbe der Sorben. Aber in den letzten Jahren haben sich einige Texaner Interesse an ihrer sorbischen Herkunft und Geschichte entwickelt und nehmen wieder erste Kontakte zu sorbischen Institutionen in Deutschland auf.

Quellen

Kunze, Peter. Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. Domowina Verlag, Bautzen 2017

Malinkowa, Trudla. Ufer der Hoffnung. Sorbische Auswanderer nach Übersee. Domowina-Verlag. Bautzen 1995

Altpreußisch – die Sprache der Prußen

Der Begriff ‚preußisch‘ ist im historischen Kontext eng mit der deutschen Geschichte verwoben. Wir denken sofort an den alten Fritz oder an die Region Ostpreußen. Doch die Herkunft des Wortes ist das Baltikum und bezeichnete ursprünglich einen baltischen Volksstamm: die Prußen. Sie lebten an der Ostsee zwischen den Mündungen von Memel und Weichsel und sprachen Altpreußisch (auch Prußisch oder Preußisch genannt). Die Eigenbezeichnung der Prußen für ihre Sprache ist ‘prūsiska’.

Altpreußisch ist eine am Ende des 17. Jahrhundert ausgestorbene Sprache der baltischen Sprachfamilie, der auch Litauisch und Lettisch angehören. Es gibt noch Reste der Sprache in Dialekten des Masurischen und im Litauischen. Das Sterben der Sprache war u.a. eine Folge der Christianisierung durch den Deutschen Orden und die Vermischung mit anderssprachigen Siedlern.

Die Quellen des Altpreußischen sind überschaubar, bieten aber die Möglichkeit die Sprache zu strukturieren, wenn auch mit Einschränkungen. Erhalten sind drei verschiedene Übersetzungen des Katechismus, ein paar kurze Texte, zwei kleine, leider unvollständige, Wörterbücher und überlieferte Namen in z.B. lateinischen oder deutschen Schriften. Das Altpreußische besaß vor der Christianisierung keine Schrift bzw. erfolgte die Verschriftlichung erst im 16. Jahrhundert, wo der Niedergang der Sprache schon weit fortgeschritten war.

Die Chronisten des Altpreußischen sprachen die Sprache zumeist selber nur unzureichend und die Schreibung orientiert sich stark an der deutschen, was v.a. lautlich ein Problem darstellt, da viele Laute baltischer Sprachen im Deutschen nicht existieren. Bei der Rekonstruktion des Altpreußischen nutzt man nicht nur die Quellen, sondern auch Vergleiche zu anderen baltischen Sprachen. Alle Rekonstruktionen sind immer unter Vorbehalt.

Das Altpreußische verfügte über je vier lange und kurze Vokale und drei bzw. vier Diphthonge. Im Lautsystem zeigen sich viele Parallelen zum Litauischen, aber auch archaischere Eigenschaften, die noch aus dem Indoeuropäischen stammen und keine Veränderungen durchlaufen haben z.B. der Diphthong /e͡i/ (nicht zu verwechseln mit der späteren Diphthongierung des Frühneuhochdeutschen).

Ebenfalls bewahrt hat sich das Neutrum als Genus und die indoeuropäischen Stammklassen, deren Paradigmen leider nur teilweise belegt werden konnten. Auch einige Dualreste sind zu finden, ähnlich wie es auch in den meisten slawischen Sprachen üblich ist bei paarweisen Dingen wie Händen oder Ohren. Man vermutet sechs Kasus, aber nicht alle können durch die Quellen belegt werden.

Die Verbkonjugation ist nur lückenhaft, es zeigen sich synthetische wie auch analytische Formen z.B. ‚postāsei‘  – ‚du wirst‘ und ‚pergubus wīrst‘ – ‚kommen wird‘, ähnlich wie wir das im Deutschen kennen. Außerdem sind Teile von vier Modi belegt: Indikativ, Imperativ, Optativ, Konditional.

Aus den Quellen lassen sich zwei Dialekte des Altpeußischen erkennen: das Pomesanische und das Samländische. Mit Sicherheit gab es noch mehr Dialekte, aber es fehlen die Quellen.

Anhand der Wörterbücher sind große Teile des Wortschatzes überliefert. Besondere Gewichtung haben Begriffe für Pferde und dazu passendes Vokabular. Das zeigt die Wichtigkeit von Pferden im Leben der Prußen. Die Prußen lebten laut Schriften von Missionaren von der Fischerei und Jagd, was den reichen Wortschatz in diesen Bereichen erklärt. Das heißt jedoch nicht, dass der Wortschatz auf diese Thematik begrenzt ist.

In den letzten Jahrzehnten versuchten Fans des Altpreußischen die Sprache wiederzubeleben, das sogenannte Neupreußisch. Es wird weniger als Alltagssprache verwendet, eher in Liedern oder Gedichten, und ist kaum wissenschaftlich fundiert.

Quelle

Eckert, Rainer & Bukevičiūtė Elvira-Julia & Hinze, Friedhelm. Die Baltischen Sprachen: Eine Einführung. Langenscheidt, Leipzig 1994

Eckert, Rainer. Altpreußisch. In: Miloš Okuka, Gerald Krenn (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002

Szillis-Kappelhoff, Beate. Prußen – Die ersten Preußen. Geschichte und Kultur eines untergegangenen Volkes. Verlag Bublies, Schnellbach 2012

Bildquelle

Von Original: MapMaster Vektor: NNW – Eigenes Werk, basierend auf: Baltic Tribes c 1200.svg von MapMaster, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=124250247

Tschechische Dialekte

In jeder Sprache findet man Dialekte. Die Dialektgeschichte des Tschechischen ist eng mit dem Slowakischen, aber auch anderen slawischen Sprachen wie Polnisch oder Sorbisch verknüpft. Die Gebiete des heutigen Tschechiens und das historische tschechische Sprachgebiet sind nicht deckungsgleich. Im Verlauf der letzten Jahrhunderte wechselten sich Herrscher und ihre Sprachpolitik stetig ab, so dass einige Gebiete mehrsprachig waren. Viele Tschechen sind mit anderen Muttersprachen als Tschechisch aufgewachsen und die meisten sprachen mehrere Sprachen.

Im heutigen Tschechien kann man einen Rückgang der Dialekte beobachten. Diese Entwicklung begann etwa im 17. Jahrhundert. Das ist nicht verwunderlich, denn u.a. neigt Sprache zur Vereinfachung, die Medien berichten in der Standardvariante und die Bevölkerung ist mobiler als noch von einigen Jahrzehnten in Bezug auf Wohn- und Arbeitsort. Das sind nur einige Gründe für die Angleichung von Dialekten. Hinzu kommt auch, dass das Tschechische und Slowakische ein Sprachkontinuum bilden, die Sprachgrenzen verschwimmen. Nichtdestotrotz lassen sich Dialektgruppen noch gut voneinander abgrenzen.

Die klassische Einteilung ist nach geografischen Merkmalen entstanden.

  1. Tschechisch-böhmische Dialekte
    Die Gruppe der tschechischen/böhmischen Dialekte bildet ein Kontinuum von Nord-Ost nach Süd-West. Die Ausläufer dieses Dialektgebietes überschneiden sich mit den Mittelmährischen Dialekten.

  2. Mittelmährische Dialekte
    Sie werden auch Haná-Dialekte genannt, weil die deutlichsten Unterschiede in der Region Haná zu finden sind. Die Trennung zwischen den tschechischen-böhmischen und mittelmährischen Dialekten ist nicht genau die geografische bzw. historische Linie zwischen Böhmen und Mähren.

  3. Ostmährische Dialekte
    Diese Dialektgruppe wird auch mährisch-slowakisch genannt, sie weist in ihren Varietäten mehr archaische Merkmale auf und lehnt sich verstärkt an das Slowakische an.

  4. Schlesisch-mährische Dialekte
    Die Region Schlesien (hier ist der kleinere Teil gemeint, der in Tschechien liegt) ist historisch gesehen ein Schmelztiegel. Das spiegelt sich in zahlreichen Varianten innerhalb dieser Gruppe wider. Viele sprachliche Merkmale weisen polnische, schlesische oder slowakische Züge auf.

  5. Schlesisch-polnische Dialekte
    Das Zentrum dieses Dialekts findet man im Teschener Land, deren Einflüsse stark polnisch und schlesisch geprägt sind. Sprachliche Merkmale wie z.B. das Fehlen der silbenbildenden Konsonanten /r/ und /l/ oder die Betonung auf der vorletzten Silbe lassen die Argumentation zu, dass die schlesisch-polnischen Dialekte als Dialekte der polnischen Sprache zu betrachten sind.

  6. Gemischte Dialekte, oft in ehemals deutschsprachigen Gebieten
    Die gemischten Dialekte sind ein Sammelbecken vieler Varietäten. Das liegt an der Geschichte der Regionen, die in den letzten Jahrhunderten zu unterschiedlichen Ländern gehörten und insbesondere nach 1945 einen Bevölkerungsaustausch durch Vertreibung und Neuansiedlung erlebt haben. Man findet Merkmale aus anderen Dialekten des Landes und starke Einflüsse des Slowakischen. Ein ähnliches Phänomen findet man bei den neuen gemischten Dialekten im Polnischen.

Die genaue Unterteilung der Dialekte nach phonologischen und morphologischen Merkmalen ist sehr detailreich und mitunter überlappend. In den Städten wird zumeist weniger Dialekt gesprochen als auf dem Land. Hinzukommt, dass sich das Standardtschechische in mündlicher und schriftlicher Form deutlich unterscheidet. Die Schriftsprache (spisovná čeština) gilt als Standard für alle geschriebenen Medien wie Zeitungen etc.

Die tschechische bzw. böhmische Umgangssprache (obecná čeština) bildet einen Interdialekt, der sich als eine Art Norm über die anderen Dialekte des Landes legt. Eine kleine Sprachinsel des Tschechischen gibt es heute noch in Rumänien, im Banat. Die Bewohner stammen v.a. von böhmischen Siedlern ab und sprechen bis heute Tschechisch in einer älteren Form.

Quellen

Duličenko Aleksandr. Mährisch. In: Miloš Okuka, Gerald Krenn (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002

Rehder, Peter. Einführung in die slavischen Sprachen. WBG-Verlag, Darmstadt 2012

Šlosar, Dušan. Tschechisch. In: Miloš Okuka, Gerald Krenn (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002

Bildquelle

Von Диалекты-чешского-языка.png: Trevbus – Диалекты-чешского-языка.png (основа), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120777433

Die Ogham-Schrift

Die Sprachen der Britischen Inseln z.B. Englisch oder Gälisch werden heute in lateinischer Schrift geschrieben. Das ist ein Erbe der römischen Besatzung und der mitgebrachten lateinischen Schrift. Doch nicht nur die Römer haben ihre schriftlichen Spuren auf den Britischen Inseln hinterlassen.

Doch neben der lateinischen Schrift existiert noch die Ogham-Schrift, die vor allem in Irland, den westlichen Anteilen Englands und Schottland Verbreitung fand. Sie entstand etwa im 4. Jahrhundert n. Chr., d.h. zu einer Zeit als sich die römische Besetzung Britanniens langsam dem Ende zuneigte. Ob die Entstehung der Ogham-Schrift aufgrund der römischen Besatzung begünstigt wurde, ist unklar. Die stärkste Verbreitung der Schrift berührte kaum das Herrschaftsgebiet der Römer, die sich vor allem in heutigem England und Wales aufhielten. Einige Forscher datieren die Entstehungsgeschichte der Ogham-Schrift auf das erste Jahrhundert v. Chr., aber dafür gibt es keine stichhaltigen Argumente. Wahrscheinlicher ist, dass die Erfinder Elemente des lateinischen oder griechischen Alphabets verwendeten, die sie den phonologischen Merkmalen ihrer Sprache anpassten. Ganz genau kann dies aber nicht mehr geklärt werden.

Die Erfinder der Ogham-Schrift sind unbekannt, aber die irische Sagenwelt schreibt sie dem Fürsten Túatha Dé Danann zu. Das ist aus wissenschaftlicher Sicht doch eher unwahrscheinlich. Der Name der Schrift könnte eine Ableitung des Götternamens Ogmios sein, also des irischen Gottes der Redekunst.

Die Schrift bestand ursprünglich aus zwanzig Buchstaben, den feda. Später kamen Zusatzzeichen hin, die forfeda (die Buchstabenreihe rechts im Bild). Die Zusatzzeichen sind lautliche Ergänzungen, da sich die irische Sprache in der Zeit der Verwendung veränderte und die Schrift angepasst werden musste. Ein großer Vorteil dieser Ergänzungszeichen ist, dass Linguist*innen daran Lautwandelprozesse verfolgen und zeitlich klassifizieren können. Das ist bei den wenigsten Schriften der Fall.

Die Buchstaben werden in Fünfergruppen eingeteilt und tragen Namen, wie man es häufig z.B. im hebräischen Alphabet findet. Alle Buchstaben sortieren sich an einer Linie entlang und werden von unten nach oben geschrieben und auch gelesen. Die Ähnlichkeit der Zeichen lässt jedoch die Wahrscheinlichkeit für Fehler in der Schreibung erahnen, vor allem weil es keine Worttrennung gibt.

Anders als die Römer oder Griechen schrieb bzw. meißelte man die Ogham-Schrift meist in Steine, ähnlich wie die Runen. Die meisten Steininschriften waren dem Wetter ausgesetzt, daher fehlen häufig an den Rändern der Steine einzelne Buchstaben, was das Verständnis und die Entschlüsselung stark erschwert. Es wird vermutet, dass die Menschen die Schrift auch in Holz ritzten, doch es sind keine Funde dokumentiert, da Holz nicht so beständig wie Stein ist. Auch kleine Funde z.B. auf Glas gibt es, sie sind aber Raritäten.

Die ‚Texte‘ auf den Steinen bilden verschiedene Themen ab. Es können magische Sprüche oder Flüche o.ä. sein, aber auch weltliche Dinge wie Kaufverträge, Besitzurkunden oder Grabsteine. Die irische Mythologie ist reich an Heldensagen und Geschichten von übernatürlichen Wesen, von denen oft die Namen der Wesen oder Personen verschriftlicht wurden.

Klassischerweise war die Sprache der Ogham-Schrift eine Sprachstufe vor dem Altirische, dass etwa ab 600 n. Chr. gesprochen wurde. In den Gebieten, wo durch die Römer auch die lateinische Schrift verwendet wurde, findet man häufig zweisprachige Inschriften, meist in einer jüngeren Sprachstufe des Irischen. Diese Funde erleichterten das Entschlüsseln der Schrift ungemein.

Gelegentlich wurde auf den Steinen die Ogham-Schrift mit Runen kombiniert. Das kann ein Hinweis für das Aufeinandertreffen von Nordeuropäern und Bewohnern der britischen Inseln. Auch christliche Kreuze finden sich mancherorts, was auf die Anwesenheit von Missionaren oder schon christlichen Bewohnern hinweisen kann. In späteren Jahrhunderten entstanden auch Manuskripte, die in Oghma-Schrift geschrieben wurden. Sie sind gute Quellen für längere Texte zur Analyse von Syntax und Morphologie des Altirischen, denn es fanden zahlreiche Veränderungen statt z.B. in der Silbenstruktur.

Heute nutzen viele Fans alter irischer Mythen und Geschichten die Schrift wieder u.a. für Segenssprüche oder in Logos für Alltagsdinge wie Bekleidung oder Tassen. Die Begeisterung für die heidnischen Kulturen in Irland und Europa nimmt immer mehr zu und damit auch das Wissen um die Ogham-Schrift.

Quellen

Haarmann, Harald. Geschichte der Schrift. C.H.Beck, München 2002

Ziegler, Sabine. Die Sprache der altirischen Ogam-Inschriften (= Historische Sprachforschung. Ergänzungsheft. 36). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1994

Bildquelle

Von Runologe – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97194363

Kujawien

Die polnische Region Kujawien (poln. Kujawy) liegt im Herzen Polens, im Osten von der Wisła (dt. Weichsel) und westlich durch die Noteć (dt. Netze) begrenzt. Das nördliche Zentrum ist die Stadt Bydgoszcz (dt. Bromberg), der südlich-östliche Fixpunkt die Stadt Włocławek (dt. Leslau). Die Grenzen der historischen Region unterscheiden sich leicht von der heutigen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Der Name Kujawy leitet sich (wahrscheinlich) von dem Begriff ‚kuiati‘ – ‚Wind‘ ab und beschreibt die Wetterverhältnisse vor Ort. Erwähnt wurde die Region erstmals im Jahr 1136 in einer päpstlichen Bulle.

Die bekanntesten Städte in der Region sind Toruń, Włocławek und Bydgoszcz, die sich unter preußischer Herrschaft als Wirtschaftszentren etablierten. Heute sind beide sowohl als Wirtschafts- als auch Kulturstandorte des Landes. Die wechselhafte Geschichte der Region spiegelt sich überall in der Architektur wider.

Das Gebiet Kujawiens wurde schon früh von den Goplanen, einem masowischen Slawenstamm besiedelt, denn der Boden ist fruchtbar und das Klima mild. Die ehemals großen Waldbestände wurden von den Siedlern durch Abholzung mancherorts stark dezimiert. Heute gibt es in der Region zahlreiche Naturschutzgebiete z.B. Różanna Dęby. Die größeren Siedlungen entstanden an den vielen Seen und Flussläufen der Region. Die Flüsse waren wichtige Handelsrouten, an denen zahlreiche Siedlungen entstanden z.B. die von Deutschen Orden gegründete Stadt Toruń (dt. Thorn). Bis in die Moderne waren diese Handelsrouten u.a. für Getreide ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Im Mittelalter entstand in der Region das Herzogtum Kujawien (polnisch Księstwo Kujawskie), das vorher zu verschiedenen Herrschaftsgebieten gehörte und 1233 unabhängig wurde. Im Jahr 1306 vereinigte Władysław I. mehrere Herzogtümer wieder zu einem großen polnischen Königreich. Die vielen Kämpfe um polnische Gebiete endeten 1332 damit, dass der Deutsche Orden die Region in Besitz nahm. Doch schon kurz danach im Jahr 1343 verlor er das Gebiet bzw. musste es aufgrund des Friedensvertrages von Kalisz an den polnischen König zurückgeben.

Die Zugehörigkeit zur polnischen Krone bestand bis zur ersten polnischen Teilung 1772, bei der der nördliche Teil Kujawiens einschließlich Bydgoszcz von Preußen annektiert wurde, eingegliedert in die Provinz Westpreußen. Nach der zweiten polnischen Teilung 1793 fiel auch der südliche Teil an Preußen, eingegliedert in die Provinz Südpreußen. Das Königreich Preußen etabliert nach jeder Teilung rasch einen Verwaltungsapparat mit preußischer Rechtsprechung, Maßeinheiten, Schulwesen usw. in den neuen Gebieten. Die unterschiedlichen historischen Zugehörigkeiten des kujawischen Gebietes schufen unter den Menschen Fragen nach ethnischer und dialektaler Zusammengehörigkeit.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gewann Polen seine Unabhängigkeit nach 123 Jahren Teilung wieder und bekam durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags u.a. auch Kujawien zurück.

In der Region wird der Kujawer Dialekt gesprochen, der der großpolnischen Dialekt-Gruppe zugeordnet wird. Durch Einwanderung von Sprechern germanischer Sprachen u.a. zahlreiche Niederländern, die sich dort im 17. Jahrhundert als Siedler niederließen, trifft man viele für das Polnische ungewöhnliche Wörter.

Einige bekannte Personen aus der Region Kujawien sind der Schriftsteller Stanisław Przybyszewski, die Schauspielerin Pola Negri und Mathematiker und Kryptologe Marian Rejewski.

Das Wappen Kujawiens zeigt einen roten halben Adler und einen halben schwarzen Greif unter einer goldenen Krone.

Quellen

Alexander, Manfred. Kleine Geschichte Polens. Reclam, Stuttgart 2008

Heyde, Jürgen. Geschichte Polens. 3. Auflage. Beck, München 2011

Monzer & Dydytch. Reiseführer Rund um Posen, Thorn und Bromberg. Trescher Verlag GmbH 2017

Mehrsprachigkeit in der Schule

Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen. Seit meiner Schulzeit umgeben mich viele Sprachen, neben meiner Muttersprache Deutsch. Ich bin kurz nach der Wende eingeschult worden, in einem Bezirk im ehemaligen Ostteil Berlins. In meiner Grundschule war das Thema Mehrsprachigkeit oder sprachliche Verschiedenheit nicht präsent, zumindest kann ich mich nicht erinnern. In der fünften Klasse bekamen wir einen neuen Mitschüler aus der Türkei. Er wirkte auf uns sehr exotisch, sein Deutsch war gebrochen und wir mieden ihn. Er hatte es wirklich schwer bei uns.

Auch nach dem Wechsel auf die Oberschule rückten Sprachen und Mehrsprachigkeit vermehrt in meinen Fokus. Ich lernte zwar weiterhin nur Englisch, aber in meiner Klasse traf ich auf neue Mitschüler*innen u.a. mit vietnamesischen und kurdischen Wurzeln. Vielleicht lag es daran, dass die Bezirke meiner Grundschule und meiner Oberschule sehr unterschieden. Und auch die Zeiten ändern sich. Je älter ich wurde, desto spannender erschienen mir Sprachen. Und das Thema Sprachen nimmt mittlerweile einen Großteil meines Lebens ein.

Vor kurzem war ich für ein Workshop-Projekt in einer Neuköllner Grundschule in Berlin. Die Schule veranstaltete gerade eine Schulprojektwoche zum Thema ‚Weltreise‘. Jede Klasse wählte ein Land und beschäftigte sich die ganze Woche mit landestypischer Kultur, Geografie, Sprache usw. Unser Workshop beschäftigte sich mit Polen. Die Kinder lernten etwas über das Land, Sehenswürdigkeiten und natürlich ein wenig Polnisch. Dabei kam das Gespräch auch auf die Sprachen der Kinder bzw. der Klasse. Wir fragten welche Sprachen die Kinder sprechen und die Antworten der Kinder spiegelten eine typisch Berliner Schule wider: Arabisch, Englisch, Rumänisch, Türkisch, Deutsch, Iranisch (ich denke, es war Farsi gemeint) und Italienisch. Unsere kleinen Spiele zum Polnischen haben alle Kinder begeistert aufgenommen, sie gingen ganz unbefangen und neugierig an die Sache heran. Ich war begeistert!

Nach dem Workshop habe ich viel über dieses mehrsprachige Klassenzimmer nachgedacht. Unter Sprachwissenschaftler*innen ist es allgemein bekannt, dass Mehrsprachigkeit von Schülern weltweit die Norm ist, auch bei den Schüler*innen der Neuköllner Grundschule.

Doch warum wird Mehrsprachigkeit in der Schule von vielen Menschen als Lernhindernis gesehen? Warum hört man in den Medien immer wieder von einer ‚Deutschpflicht‘ auf dem Schulhof?

Eins vorweg: Mehrsprachigkeit ist NICHT schuld an Lernrückständen oder fehlender Integration!

In Europa sind historisch gesehen viele monolinguale Staaten entstanden, zumindest auf dem Papier. Je nach politischem System werden den anderen Sprachen mehr oder weniger Freiraum eingeräumt und Minderheitensprachen geschützt. Die letzten Jahrzehnte im Zuge der EU-Erweiterung wurden auf höchster politischer Ebene viele Sprachen als Amtssprachen der EU hinzugewonnen. Doch trotzdem sind viele Sprachen, unabhängig ob sie Amtssprachen der EU sind, in den Augen vieler Menschen nicht gleich viel wert.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind alle Sprachen gleichwertig, aber die Gesellschaft schafft andere Tatsachen. Die altbekannte Aussage ‚In Deutschland wird Deutsch gesprochen!‘ ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, denn sie suggeriert ein unrealistisches Bild unserer Gesellschaft. Logischerweise braucht man in Deutschland Deutschkenntnisse, um sich barrierearm verständigen zu können. Auch in der Schule sind Deutschkenntnisse wichtig, um dem Unterricht folgen. Das deutsche Schulsystem ist leider nicht auf die Mehrsprachigkeit der Schüler*innen eingerichtet. Dazu fehlen, wie so oft, Personal und andere Ressourcen.

Schon früh werden die Kinder in der Grundschule mit Fremdsprachen vertraut gemacht. Die Politik hat längst erkannt, dass Sprachen ein Schlüssel zur wirtschaftlichen Stärkung des Landes sind. Doch welche Sprachen sollten, neben Deutsch als allgemeine Unterrichtssprache, angeboten werden? Meistens ist Englisch die erste Wahl. Als erste (Schul-)Fremdsprache der Mehrheit und als die Verkehrssprache der Welt, liegt dies sehr nahe. Die anderen modernen Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch usw. kommen meist erst später. Der Großteil der Familiensprachen von Schüler*innen in Deutschland werden wenig bis gar nicht beachtet. Je nach Schulprofil finden sich AGs oder Projekte, die sich mit Sprachen wie Türkisch, Paschtu oder Arabisch beschäftigen, doch sie sind rar gesät.

Erstsprachen, egal welche, prägen einen Menschen, schaffen Identität und geben Halt. Wie sollen sich Menschen, v.a. Kinder, entwickeln, wenn ihre Sprachen nicht präsent sind? Gehen wir nochmal zu dem Punkt der ‚Deutschpflicht‘ auf dem Schulhof zurück…Was ist der Grund für solche Maßnahmen? Offiziell soll es den Kindern helfen schneller Deutsch zu lernen, doch welches Kind unterhält sich z.B. mit einem Freund oder einer Freundin gebrochen auf Deutsch, wenn sie beide eine andere Erstsprache wie Albanisch haben? Der Zwang Deutsch zu sprechen, wird die Kommunikation eher bremsen und das Gefühl vermitteln, dass die Erstsprache es nicht wert sei in der Schule gesprochen zu werden. Welche Beziehung bauen Kinder dann zur deutschen Sprache auf?

Ich bin mir bewusst, dass es nicht möglich ist jede Sprache in der Schule zu repräsentieren. Das ist auch nicht der Punkt. Aber wir müssen aufhören in Sprachschubladen zu denken. Die Art, wie Kinder mit Sprachen umgehen, ist viel reflektierter als bei uns Erwachsenen. In unserem Workshop waren alle Kinder voll dabei als es um die polnische Sprache ging. Sie haben sich einfach darauf eingelassen, probiert und über ihre ‚Fehler‘ gelacht. Einige haben sogar Parallelen zu ihren Erstsprachen gezogen (Aus meiner Sicht als Sprachwissenschaftlerin ein absolutes Highlight!).

Diese spielerische und entdeckerische Art mit Sprache umzugehen, wünsche ich mir in den Schulen! Denn die Kinder lernen alles, auch Deutsch, wenn man ihnen Raum lässt und ihre Neugier unterstützt. Ich bin mir bewusst, dass diese Art des Unterrichtens schwer überall in der Praxis umzusetzen ist, aber ich bleibe in der Hinsicht Optimistin!