Australien war ab dem 18. Jahrhundert ein beliebtes Einwanderungsland für Europäer. Ursprünglich als britische Strafkolonie gegründet, lockten Land und religiöse Freiheit die europäischen Siedler.
1861 ergaben Zählungen etwa 27.000 deutschstämmige Bewohner Australiens. Bei einer Zählung im Jahr 2011 wurden knapp 900.000 Menschen erfasst, die deutsche Vorfahren haben. Damit liegt diese ethnische Gruppe auf dem sechsten Platz.
Schon in den ersten Kolonien waren Deutsche mit dabei, meist als Arbeitskräfte, aber auch als Häftlinge. Die ersten Siedler stammten aus dem Süden Deutschlands. Erst später erhöhte sich der Anteil der Nord- bzw. Nordostdeutschen, die aus Preußen und Schlesien stammten. Es ist belegt, dass es Agenturen gab, die den Menschen bei der Auswanderung halfen. 1838 kamen die ersten größeren Gruppen von Auswanderer und gründeten die Ortschaften Klemzig und Hahndorf (in der Nähe von Adelaide). Die größten Siedlungen entstanden in den Bundesstaaten South Australia und Victoria, im Süden des Kontinents.
Es gibt keine genauen Zahlen wie viele Deutsche damals nach Australien einwanderten, es waren meist ganze Familien oder Gemeinden, die aus verschiedensten Gründen ihre Heimat verließen, beispielsweise wegen religiöser Verfolgung oder wirtschaftlicher Gründe. Häufig folgten Angehörige der Gemeinschaften den Auswanderern nach einiger Zeit, so dass es einen konstanten Strom an Zuwandern in die deutschen Gemeinden gab.
Nach 1848 verstärkte sich der Auswandererstrom aus Deutschland, wahrscheinlich aufgrund der gescheiterten Märzrevolution. Diese Menschen ließen sich größtenteils in Städten nieder, waren besser gebildet als die ersten Einwanderer und bildeten eigenen Gemeinschaften. Auch in anderen Teilen Australiens siedelten Deutsche, unter anderem in New South Wales und Queensland.
Die Sympathie für Deutsche nahm zum Ende des 19. Jahrhunderts und wegen der beiden Weltkriege stark ab, zwischen 1919- 1925 bestand sogar ein Einwanderungsverbot für Deutsche. Während des ersten Weltkrieges setzte die australische Regierung zahlreiche Einschränkungen für Deutsche durch. Unter anderem wurde die Verwendung der deutschen Sprache unter Strafe gestellt, deutsche Schulen geschlossen, deutsche Ortschaften umbenannt und viele Deutsche teilweise in Internierungslager gebracht.
Vor allem nach dem zweiten Weltkrieg ist eine starke Einwanderungswelle von Deutschen zu erkennen. Die Auswanderer stammten zum größten Teil aus den ehemals deutschen Gebieten im Osten. Das bedeutet für eine kurze Zeit eine Stärkung des Deutschen in Australien, aber aufgrund der rechtlichen Situation waren auch die neuen Einwanderer gezwungen Englisch als Hauptkommunikationsmittel zu verwenden.
Die zahlreichen Zeitungen in den deutschsprachigen Gebieten wurden mit der Zeit auf englische Publikationen umgestellt, deutsche Drucke waren zeitweise verboten. Das beschleunigte die Anpassung der Deutschsprachigen ans Englische.
Die stärkste Bindung an die deutsche Sprache findet sich im kirchlichen Umfeld. Die Gottesdienste wurden lange Zeit weiterhin in deutscher Sprache gehalten. Doch zu Beginn des zweiten Weltkrieges mussten auch die Kirchengemeinden ihre Gottesdienste und den Unterricht der Sonntagsschulen in englischer Sprache abhalten.
Mittlerweile gibt es nur noch vereinzelte kulturelle Bemühungen die deutsche Sprache und Traditionen zu erhalten.
Eine Besonderheit in dem schwindenden Deutschtum scheint das Barossadeutsch zu sein. Es ist ein deutscher Dialekt im Barossa-Valley im Bundesstaat South Australia nahe Adelaide. Dort befinden sich zahlreiche Weinanbaugebiete, viele davon von Deutschstämmigen geführt. Es ist eine Sprachinsel, vergleichbar mit dem Pennsylvaniadeutsch in den USA. Durch die Übermacht der englischen Sprache ist diese Sprachinsel am Verschwinden, aber einige wenige versuchen sich am Erhalt.
Im Allgemeinen haben die Deutschsprachigen im Alltag sehr engen Kontakt mit Englisch. Sie verwenden es im öffentlichen Leben, Deutsch ist eher eine Familiensprache. Verwendet wird allgemein die deutsche Standardsprache (wenn man von einem Standard ausgehen möchte, es besteht Uneinigkeit über diesen Ausdruck). Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche lexikalische Entlehnungen aus dem Englischen, dabei wird (meist) die typisch deutsche Groß- und Kleinschreibung angewendet. Die Satzstellung zeigt oft eine Veränderung bei der Verwendung von zweitteiligen Prädikaten oder der Verbstellung. Auch einige Besonderheiten der deutschen Dialekte der Auswanderer, wie der Wechsel der Artikel bei Substantiven, sind zu beobachten.
Die Entwicklung geht aber immer mehr weg von dialektalen Varianten, hin zum Standard bzw. zum Englischen. Das Deutsche wird sich über die nächsten Generationen zu einer Fremdsprache oder zweiten Familiensprache entwickeln. Die Verwendung von Deutsch spielt im Tourismus eine gewissen Rolle, auch die Einwanderung von Deutschen zur heutigen Zeit kann helfen diese Sprache in einigen Gegenden Australiens zu erhalten, zumindest im mündlichen Gebrauch. Ohne Schulunterricht wird der Erwerb des schriftlichen Deutsch nicht möglich sein. Von Seiten des australischen Staates gibt es keine Intension an der Förderung des Deutschen.