Die Niederlausitz (niedersorbisch Dolna Łužyca) im Süden Brandenburgs und Norden Sachsens ruft bei den meisten Menschen Bilder des Spreewaldes und des Kohlebergbaus hervor. Im Vergleich zu anderen deutschen Regionen umfasst sie ein kleines Areal des gesamtdeutschen Bundesgebietes. Ein kleiner Teil der Niederlausitz liegt zudem der polnischen Woiwodschaft Lebus im heutigen Polen.
Geografisch wird die Niederlausitz vor allem durch Flüsse begrenzt: Die Spree nördlich, der Bober (ein Nebenfluss der Oder) östlich, die Schwarze Elster (ein Nebenfluss der Elbe) südlich und die Dahme westlich. Diese „Grenzen“ zeigen deutlich, dass sich die Niederlausitz ein wasserreiches Gebiet ist, was historisch und wirtschaftlich bedeutend ist. Bedeutende Städte wie Cottbus (Chóśebuz) als größte Stadt, Lübben/Spreewald (Lubin), Lübbenau/Spreewald (Lubnjow), Vetschau (Wětošow), Spremberg (Grodk) und Guben (Gubin) wurde alle an Flüssen gegründet.
Wirtschaftlich nutzte der Mensch die Gegend traditionell holzwirtschaftlich, großflächige Landwirtschaft ist durch das niederschlagsarme Klima aber nur eingeschränkt möglich. Ab den 1930er Jahren und besonders zu DDR-Zeiten entstanden große Tagebaue, die die Landschaft prägten und in nächster Zeit stillgelegt und renaturiert werden sollen.
Die Besiedlung der Niederlausitz begann wahrscheinlich während der Jungsteinzeit. Archäologische Funde zeigen, dass bis 600 n.Chr. verschiedene Gruppen dort lebten, mehr oder weniger sesshaft, denn die kontinuierliche Versorgung mit Lebensmitteln ist dort schwierig gewesen. Sicher ist aber, dass sich um 600 n.Chr. westslawische Stämme, v.a. die Lusitzi, niederließen und Siedlungen gründeten. Die Nachfahren der Lusitzi und anderer westslawischer Stämme bilden die ethnische Gruppe der heutigen Sorben.
Um das 10. Jahrhundert kam das Gebiet unter deutsche Herrschaft als Teil des römisch-deutschen Kaiserreichs. Damit entstanden immer mehr deutsche Siedlungen, die im Laufe der nächsten Jahrhunderte unter verschiedene Herrscher gerieten, z.B. Wettiner, Wittelsbacher, Böhmen oder die sächsischen Kurfürsten. Trotz der Fremdherrschaft behielten die Sorben vorerst ihre Eigenständigkeit, meist siedelten die Deutschen in den Städten und die Sorben auf dem Land, so dass die Durchmischung der Bevölkerung wenig stattfand. Ab dem 16. Jahrhundert, verstärkten die Herrscher ihre Bemühungen die Sorben ihrer Sprache und Kultur zu entledigen. Einen Teil trug die Kirche zu dieser Entwicklung bei, denn die Niederlausitz schloss sich der protestantischen Kirche an, die ihre Gottesdienste auf Deutsch und Sorbisch abhielt und viele deutsche Geistliche in das Gebiet versetzte.
Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses von 1815 gehörte die Niederlausitz zu Preußen, war somit von der Oberlausitz auch staatlich getrennt (die Oberlausitz verblieb beim Königreich Sachsen). Preußen gliederte das Gebiet in die brandenburgische Verwaltung ein, die die bisherige Autonomie der Sorben aufhob, was sich vor allem auf die Sprache und die Kultur der Sorben auswirkte und eine starke Abwanderung der sorbischen Bevölkerung zur Folge hatte. Unter den Nationalsozialisten verstärkte sich dieser Assimilationszwang noch weiter.
Die wirtschaftliche Entwicklung der Niederlausitz hing eng mit dem Kohleabbau zusammen, mittlerweile ist der Kohleausstieg beschlossen und die Region muss sich umorientieren. Der Energiesektor ist immer noch ein großer Arbeitgeber, es wird nun aber vermehrt in erneuerbare Energien investiert. Außerdem nimmt die touristische Nutzung der gesamten Lausitz stark zu, das wachsende Interesse der Deutschen im eigenen Land Urlaub zu machen, stärkt die Tourismusbranche.
Auch das vielfältige kulturelle Erbe erfährt in den letzten Jahren einen Aufschwung. Das Land Brandenburg hat in seiner Verfassung den Schutz der sorbischen Kultur und Sprache verankert. Zahlreiche Institutionen und Kulturvereine setzten sich für den Erhalt und die Stärkung des Sorbischen ein. Die Traditionen wie das Zampern (camprowanje), Hahnrupfen (kokot), die Trachten oder die kunstvolle Verzierung der Ostereier sind nur ein kleiner teil des sorbischen Erbes. Viele Grundschulen der Region bemühen sich darum Sorbischlehrer zu finden, die die Sprache vermitteln, auch an Kinder ohne sorbische Wurzeln. Zahlreiche Medien wie die Zeitschrift NOWY CASNIK und das Programm Łužyca des RBBs sowie Radiosendungen und der sorbische DOMOWINA-Verlag (veröffentlicht in beiden sorbischen Sprachen) bieten die Möglichkeit die Niederlausitz als Region kennenzulernen bzw. die sorbische Sprache zu nutzen bzw. zu erlernen. Der Erfolg, eine Sprache mit höchstens 10.000 Sprechern (Niedersorbisch) zu retten, ist ein schwieriges, aber nicht unmögliches Vorhaben.
Die Niederlausitz als traditionsbewusste Region mit Entwicklungspotential bringt alle Voraussetzungen mit, die zum Erfolg führen können.
Quellen
Pohontsch, Anja et. al. Wo der Wendenkönig seine Schätze versteckt hat – Unterwegs in der sorbischen Niederlausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 2011
Wetzel, Günter. Germanen – Slawen – Deutsche in der Niederlausitz. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission. Band 83, 2002