Rübezahl

Das Riesengebirge mit der Schneekoppe (tschechisch Sněžka, polnisch Śnieżka) als höchster Berg zwischen Polen und Tschechien beheimatet ein Wesen, das es in den Geschichten und Erzählungen der deutschen, polnischen und tschechischen Sagenwelt zu großer Bekanntheit gebracht hat: Rübezahl, polnisch Liczyrzepa, tschechisch Krakonoš.

Der Name ‚Rübezahl‘ entstammt laut Musäus einer Legende: Rübezahl entführte eine Königstochter, die ihm die Ehe unter der Bedingung versprach, dass er ihr die korrekte Anzahl der Rüben auf seinem Feld nennen könne. Bei Versuch sie zu zählen, floh die Königstochter. Der Name Rübezahl ist daher als Spottname zu verstehen. Ob diese Namensherleitung stimmt, ist fraglich. Die polnische Variante ‚Liczyrzepa‘ gleicht dem deutschen Namen (Liczy – zählen, rzepa -Rübe), aber auch die Bezeichnung ‚Duch Gór‘ dt. Berggeist ist überliefert, während der tschechische ‚Krakonoš‘ von Krkonoše – dt. Riesengebirge kommt. Andere Namenserklärungen aus der Zeit vor Musäus gehen von einem Namen aus, der sich auf das ursprüngliche Aussehen bezieht.

Ein Berggeist ist so unberechenbar wie das Wetter im Riesengebirge und wacht über die Wesen, die dort leben. Den Menschen gegenüber ist er ambivalent. Einige Geschichten erzählen von seiner Hilfsbereitschaft armen Menschen gegenüber und dem Zorn, der böse Menschen trifft. Sein lautes Lachen sollte weithin zuhören gewesen sein.

Die ersten schriftlichen Quellen stammen aus der Mitte des 16. Jahrhundert, die von einem Geist in den Bergen des Riesengebirges erzählen und die als erste Erwähnungen Rübezahls gelten. Häufig findet man alte Karten des Riesengebirges  mit dem Rübezahl als Wappen, auf dem er aber eher tierische Züge trägt. Ein Mischwesen mit Ziegenbeinen, Hörnern etc. aus verschiedenen Tieren, vielleicht als Kombination der verschiedenen Herrscher der Gegend oder als Zeichen des Bösen. Mit der Zeit wandelte sich sein Aussehen in eindeutig menschliche Züge als alter Mann mit Kutte, Bart und langen Haaren.

Johannes Praetorius umschrieb Rübezahl 1670 als dämonisches bzw. ein teuflisches Wesen, ganz im Sinne der beginnenden Hexenverfolgung. Das alte Wissen oder der Glauben an mythische Wesen, zu denen der ursprüngliche Rübezahl eindeutig gehört, wurde von der Kirche oft in Erzählungen als teuflisch bzw. böse verklärt, was die Gläubigen von diesem Glauben abbringen sollte.

In den Mythen und Legenden, vor allem der slawischen Mythologie, sind solche Riesen und Wald- und Bergwesen sehr häufig in unterschiedlichen Geschichten anzutreffen. Auch in anderen Bergregionen wie den Alpen kennt man solche Wesen z.B. Percht und Krampus.

Bis heute lebt in der Region um Harrachov in Tschechien die Legende des Rübezahls vor allem durch die zahlreichen geschnitzten Kunstwerke, deren Motivinspiration oft unverkennbar aus der Sagenwelt stammt. Doch auch auf polnischer Seite gibt es zahlreiche Orte z.B. Karpacz, die Rübezahl in ihrem kulturellen Erbe beherbergen.

Doch nicht nur in der Umgebung des Riesengebirges kennt man ihn, viele Geschichten, Gedichte und Märchensammlungen über Rübezahl haben ab dem 17. Jahrhundert in ganz Europa Verbreitung gefunden und die Faszination hält bis heute an. Auch die Filmindustrie hat sich ebenfalls intensiv mit Rübezahl beschäftigt. In Filmen ist er groß, stark und verteidigt seine Natur und die Tiere als Herr der Berge. 

Johann Karl August Musäus hat in der Mitte des 18. Jahrhunderts in seinen fünf Legenden über Rübezahl eine romantische Sicht auf den Herrn der Berge eingearbeitet. Seine Beschreibungen Rübezahls sind vielseitiger und viel weniger beängstigend als die von Praetorius. Viele Generationen von Kindern (und Erwachsenen) erlebten schon diesen angenehmen Schauer beim Lauschen der Geschichten von Rübezahl und es werden hoffentlich noch einige mehr!

Quellen

Musäus, Johann Karl August. Rübezahl: Legenden aus dem Riesengebirge. Vitalis-Verlag. Furth im Wald 2000

Ullrich Junker (Text), Izabela Taraszczuk (Übers.): Rübezahl – Rybecal (deutsch und polnisch). Bodnegg – Jelenia Góra 2003. 25 S., Beitrag auf der Website der Digitalbibliothek Jelenia Góra

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