Mit fast 8 Millionen Sprecher*innen gehört Albanisch (alb. gjuha shqipezur) zu den sogenannten balkanindoeuropäischen Sprachen, gemeinsam mit u.a. Griechisch und Armenisch, wobei nur von einer entfernten Verwandtschaft dieser Sprachen ausgegangen wird.
Albanisch ist heute die Amtssprache Albaniens, des Kosovos, Nordmazedoniens und in Teilen Montenegros. Außerdem ist die albanische Sprache in Italien, Rumänien und Serbien als Minderheits- bzw. Regionalsprache anerkannt, doch die Mehrheit der Albanischsprecher*innen lebt außerhalb Albaniens.
Historisch belegt ist Albanisch bzw. das Volk der Albaner etwa ab dem 11. Jahrhundert, die schriftlichen Quellen stammen aus Byzanz. Das erste und damit älteste Schriftstück in albanischer Sprache ist ein Taufspruch in einem Brief aus dem Jahr 1462. Gedruckte Werke sind ab der Mitte des 16. Jahrhunderts zu finden, vor allem religiöse Werke z.B. ein Messbuch von Gion Buzuku, geschrieben 1555. Ab dem 17. Jahrhundert zeigt sich eine produktive Buchdruckphase, neben religiösen Texten auch Wörterbücher, Grammatiken und Volkserzählungen.
Das Albanische besitzt 7 Vokal- und 29 Konsonantenphoneme. Der Kontrast ‚stimmhaft‘-‚stimmlos‘ ist bei den Konsonanten in der Standardvarietät sehr entscheidend, jedoch dialektal unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Vokallängen lang-mittel-kurz beziehen sich auf die Silbenstruktur. Auch Diphthonge, in betonten Silben aus zwei Vokalen oder in unbetonten Silben aus Vokal und Gleitlaut bestehend, kommen vor.
Grammatisch ähnelt das Albanische vielen indoeuropäischen Sprachen. Es besitzt zwei Genera, maskulin und feminin. Das Neutrum ist nur noch in Resten zu finden. Zu den 4 Kasus, die wir auch im Deutschen kennen, kommt noch der Ablativ dazu, und die Deklination erfolgt größtenteils über Suffixe. Artikel werden vor allem zum Verbinden von Substantiven mit Adjektiven gebraucht, weisen also nicht die determinierende Funktion wie im Deutschen auf. Die Verbkonjugation ist sehr komplex z.B. mehr Modi als im Deutschen. Die grundlegende Satzgliedfolge ist Subjekt-Prädikat-Objekt, kann aber kontextuell stark variiert werden.
Durch Sprachkontakt findet man im albanischen Wortschatz eine große Anzahl von Entlehnungen aus u.a. dem Lateinischen, Griechischen, Slawischen und Türkischen, häufig bezogen auf Wortfelder wie Landwirtschaft oder Religion. Hinzu kommen in jüngerer Zeit Internationalismen und Anglizismen. Die albanische Sprache besitzt vielfältige Wortbildungsmechanismen, so dass aus Entlehnungen und Erbwortschatz leicht neue Lexeme entstehen können, die systematisch der albanischen Orthografie angepasst werden.
Geschrieben wird Albanisch heute in lateinischen Buchstaben, fehlende Phoneme werden meist durch Doppelgrapheme oder Diakritika z.B. <xh> oder <ë> ergänzt. Die Schreibung erfolgt in der Regel phonetisch, d.h. ein Phonem entspricht einem Graphem.
Die Standardisierung des Albanischen erfolgte in der Zeit der ‚Nationalen Wiedergeburt‘ (‚Rilindja Kombëtare‘) etwa ab 1870, die nicht nur die Sprache betraf, sondern auch die Bildung einer Nation als Einheit. Bei der Staatsgründung Albaniens 1912 wurde Albanisch als einzige Amtssprache festgelegt. Trotzdem ist das Land multilingual, vor allem Italienisch und Griechisch sind verbreitet, was auch für die kleinen Gemeinden von Albanern in diesen Ländern spricht.
Neben der albanischen Standardsprache existieren zwei große Dialektgruppen: das Gegische und das Toskische, die sich vor allem in ein Nord-Südkontinuum einordnen lassen, dass sich von Albanien bis in den Kosovo erstreckt. Das Tokische ist die Basis für das Standardalbanisch. Die Unterschiede der beiden Dialektgruppen sind weniger phonetisch als vielmehr morphologisch und lexikalisch.
Die albanische Literatur ist seit der ‚nationalen Wiedergeburt‘ ein stetig wachsender Fundus verschiedenster Genres. Zu Beginn noch an europäischen Vorbildern erinnernd, schufen die albanischen Schriftsteller*innen wie Pasko Vasa oder Naim Frashëri Zeugnisse der albanischen Kultur und Geschichte, in denen man den Stolz der Albaner spürt. In West- und Mitteleuropa sind albanische Autoren und deren Werke kaum bekannt. Erst langsam müssen sie sich die Aufmerksamkeit der Leserschaft erarbeiten. Innerhalb Albaniens gab es in der Vergangenheit oft Kritik an Schriftsteller*innen, die in Dialektformen schrieben, aber das scheint heute allgemein akzeptiert zu sein.
Quellen
Fiedler, Wilfried. Einführung in die Balkanphilologie. In: Einführung in die slavischen Sprachen. (Mit einer Einführung in die Balkanphilologie). 3., verbesserte und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998
Okuka, Miloš & Gerald Krenn (Hrsg.). Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Albanisch. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002