Der keltische Held Cú Chulainn
Was kommt uns als erstes in den Sinn, wenn wir an Kelten denken? Asterix und Obelix? Das Keltenkreuz? Die keltische Kultur ist aber weitaus älter und weiterverbreitet als man denkt. Die Kelten als ein Volk sind ein kaum zu definierender Begriff, man spricht besser von keltischen Stämmen. Sie lebten in ganz Europa verbreitet, zogen sich bis in die Neuzeit auf die Britischen Inseln und in die Bretagne zurück. Doch noch heute findet man keltische Relikte in ganz Europa, auch in Deutschland.
Die Kelten bildeten nie ein einheitliches Staatsgebiet und entwickelten sich kulturell und sprachlich unterschiedlich. Es fehlt an schriftlichen Quellen aus der Zeit vor z.B. den Römern in Britannien oder den christlichen Mönchen, die nicht unbedingt an der wahrheitsgetreuen Dokumentation heidnischer Bräuche interessiert waren. Die Mythologie lässt sich grob in die Mythen auf dem europäischen Festland und den Britischen Inseln einteilen, obwohl es auch da nochmal Unterschiede gibt.
Die Kelten auf dem Festland sind aus unserer Vorstellung als Kelten fast verschwunden. Sie sind oftmals mit anderen Kulturen z.B. der Germanen oder Römern verschmolzen. In bretonischen Erzählungen und Sagen lassen sich noch Ähnlichkeiten zu anderen keltischen Legenden erkennen, meist aber nur noch bei Namen von Sagengestalten und Göttern.
Die Quellen für die inselkeltische Mythologie sind besser erhalten. Das liegt vor allem an den Chronisten auf den Britischen Inseln, die zwar missionarische Ziele verfolgten, aber versuchten die heidnischen Elemente in die christliche Lehre einzubauen. Das erleichterte vielen den Übertritt zum Christentum.
Vor allem auf Irland konnte sich die keltische Mythologie frei von römischem Einfluss gut erhalten und wurde erst durch Patrick von Irland christianisiert. Die Sagen, Legenden und anderes kulturelles Wissen wurden auch in Irland seit Jahrhunderten v.a. von Druiden mündlich weitergegeben. Erst die Mönche schrieben sie auf und erhielten sie dadurch für die Nachwelt.
Das Lebor Gabála Érenn, dt. „Das Buch der Landnahmen Irlands“ ist eine große Sammlung aus dem 9. Jahrhundert. Es ist in mittelirisch geschrieben, was den Entstehungszeitraum eingrenzt und weist auch christliche Elemente auf. Inhaltlich berichtet das Buch über die Besiedlung Irlands durch die Vorfahren der Kelten. Man geht davon aus, dass die Geschichten höchstens teilweise auf historischen Ereignissen beruhen. Figuren wie der Held Cú Chulainn aus dem Ulster-Zyklus oder Fionn mac Cumhaill aus dem Finn-Zyklus sind zwei der bekanntesten.
Die Kelten verehrten auch viele Götter wie z.B. Taranis, der Himmelsgott, und Morrigan, die Göttin des Krieges und Todes. Man kann Parallelen zu anderen Götterkreisen wie den Germanen oder Slawen erkennen. Durch die große Ausbreitung der Kelten haben sich auch Götter entwickelt, deren Verbreitung lokal begrenzt blieb.
Neben Göttern und Helden spielen auch heilige Tiere in den keltischen Mythen eine große Rolle. Sie stellen die Verbindung zwischen den Elementen und zu anderen Welten dar. Besonders Vögel kommen in den Mythen vor wie z.B. der Adler als Begleiter Taranis oder der Rabe, in den sich Morrigan verwandeln kann. Diese Verbundehteit zu Vögeln sieht man auch in der nordischen und sibirischen Mythologie. Ähnlich den Germanen verehrten die Kelten auch Tiere des Waldes wie Hirsche, Bären oder Wölfe als heilig. Haustiere wie Pferde und Rinder, die für die Kelten Arbeitstiere und Fleischlieferanten waren, fand man in Gräbern und Kultplätzen.
Die Druiden der Kelten kannten nicht nur die Legenden und Rituale, sondern waren auch Heilkundige. Einige Pflanzen konnten tranceähnliche Zustände auslösen, die es den Druiden ermöglichten in die Zukunft zu blicken.
Wie andere Mythologien und heidnische Glaubensrichtungen erlebt auch das (Halb-)Wissen um die Kultur der Kelten eine Wiederbelebung. Schriftsteller wie Tolkien, René Goscinny und Albert Uderzo haben zu diesem Trend beigetragen.
Quellen
Magin, Ulrich. Keltische Kultplätze in Deutschland. Nikol Verlag. Hamburg 2021
Grimal, Pierre. Mythen der Völker III. Fischer Bücherei. Hamburg 1963