Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen. Bei mir zu Hause wurde nur Deutsch gesprochen und ich hatte nur deutschsprachige Freunde. Damals habe ich das für das Normalste der Welt gehalten. Doch eigentlich ist diese Einsprachigkeit weltweit gesehen eher die Ausnahme als die Regel.
Heute ist mein Leben voller Sprachen, nicht nur in meinem Kopf. Sprachen sind ein Teil von mir geworden.
Als Kind habe ich in der Schule ab der fünften Klasse Englisch gelernt, nicht mit besonderer Lust und nur mit mäßigem Erfolg. Das kennen sicher viele Schüler und Schülerinnen. Doch dabei ist Motivation beim Sprachen lernen der Schlüssel zum Erfolg.
Die Leidenschaft für Sprachen kam so richtig zum Vorschein als ich anfing Polnisch zu lernen. Das tat ich aus Lust am Lernen, ohne Notendruck. Und genau diese Motivation half mir durch die erste Zeit des Lernens, denn für mich ist der Anfang immer am schwersten. Ich neige dazu sehr verbissen an eine neue Aufgabe heranzugehen. Dann ordne ich dieser Aufgabe alles andere unter. Hört sich nicht nur so an, ist auch eher ungesund und vermiest die Laune.
Erst im Laufe der Zeit und nach mehreren Versuchen Polnisch gut sprechen und verstehen zu können, habe ich verstanden, dass der Weg das Ziel ist. Jeder kleine Schritt des Lernens soll Freude machen und weiter motivieren.
Vor dem Studium habe ich noch das Latinum gemacht, rein aus Interesse und als eine Art Probe, ob ich gut selbstständig arbeiten kann. Latein brauche ich nicht unbedingt im Studium, aber es ist oft gut schon mal etwas davon gehört zu haben.
Mittlerweile lerne ich viele Sprachen, manche an der Uni, andere in meiner Freizeit. Neben Polnisch habe ich an der Uni auch Kurse für Tschechisch und Ukrainisch belegt, da mein jetziges Studienfach ‚Slawische Sprachen‘ mindestens zwei slawische Sprachen als Pflichtkurse fordert. Als vierte slawische Sprache lerne ich Niedersorbisch. Der Grund ist natürlich das Interesse an dieser gefährdeten Sprache und die Nähe des Sprachgebietes.
Als weitere, diesmal romanische Sprache versuche ich mich an Rumänisch, was ich aufgrund von Zeitmangel nur in Minischritten lerne, aber irgendwann wieder intensivieren möchte. Eigentlich möchte ich noch so viele andere Sprachen lernen: Ungarisch und Jiddisch stehen dabei ganz oben auf meiner Wunschliste. Aber auch baltische Sprachen wie Litauisch oder Lettisch reizen mich sehr. In Berlin gibt es für fast alles Kurse, man braucht nur Lust und Zeit.
Wo die Grenze liegt, vor allem für meine Neugier, keine Ahnung. Ich denke, jede neue Sprache verändert mich, macht etwas mit mir und zeigt mir neue Wege. Das ist weniger philosophisch als es sich anhört….Viele Sprachenlernende beschreiben dieses Gefühl.
Ich bin ehrlich, Sprachen lernen ist eine Sucht. Immer ist man auf der Suche nach der nächsten coolen Sprache, die ungewöhnliche Sprachstrukturen aufweist, oder einfach nur aus einer anderen Sprachfamilie stammt. Wir können heute durch die Digitalisierung alle Sprachen kennenlernen, ohne einen Fuß vor die Tür setzen zu müssen. Oder wir setzen uns in das nächste Flugzeug oder den Zug und reisen dorthin, um die Sprache live zu erleben.
Also lasst uns jeden Augenblick mit Sprachen füllen! Egal welche und egal wie gut wir sie können…..