Was haben Basken und Isländer gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Basken leben im Norden Spaniens und Isländer vorwiegend auf Island. Und doch teilen sie eine gemeinsame Geschichte, auch eine sprachliche.
Im 17. Jahrhundert segelten baskische Walfänger weite Strecken, unter anderem bis Neufundland und Labrador. Dabei gelangten sie mit ihren Schiffen auch bis an die isländische Westküste und nutzen zur Verständigung mit den Isländern ein Pidgin, das sogenannte baskisch-isländische Pidgin.
Die baskischen Seefahrer stammten aus der Region Lapurdi (franz. Labourd) und trieben zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit den Isländern regen Handel. Aus Quellen ist belegt, dass die Basken ab dem Jahr 1604 auf der Halbinsel Vestfirðir im Nordwesten Islands einen kleinen Hafen hatten.
Die Verständigung der Händler und Walfänger gestaltete sich ohne eine gemeinsame Sprache schwierig, aber Menschen haben die Angewohnheit immer irgendwie Kommunikationsmittel zu finden. So war es auch in diesem Fall. Es entwickelte sich eine Art Pidgin, das auf einem Dialekt des Baskischen, dem Labourdischen, beruhte und andere westeuropäische Einflüsse wie Englischen, Niederländisch und Französischen aufwies. Das kann ein Hinweis darauf sein, wo die baskischen Walfänger und Handelsleute vor ihrer Fahrt nach Island noch woanders Station gemacht haben. Interessanterweise ist das Isländische kein Bestandteil des Pidgin. Isländisch bezieht sich in diesem Fall nur auf das Gebiet, in dem es gesprochen wurde.
Die Aufzeichnungen des Baskisch-isländischen Pidgin sind mehr als dürftig. Eine kleine Wörtersammlung stammt vom Isländer Ólafsson frá Grunnavík. Die Liste beinhaltet unter anderem Gegenstände für den Haushalt oder Fischfang, Familienmitglieder usw. Die Art der Liste legt nahe, dass die Kommunikationspartner sich durch Zeigen der Gegenstände verständigt haben könnten, weil sie nicht alphabetisch angelegt ist, sondern nach Themen. Die zweite Wörtersammlung konnte keiner Person zugeordnet werden, enthält aber ähnliche Wörter. Es ist auch unbekannt, wie der Verfasser die Informationen sammelte, vielleicht durch einfaches Zuhören oder auch Befragung der Pidginsprecher.
Ein dokumentiertes Beispiel für einen kompletten Satz ist: ‚Presenta for mi berrua usnia eta berria bura.‘ – ‚Gib mir heiße Milch und frische Butter.‘ Hier sieht man keinerlei isländische Lexik, Hilfsverben wie ‚presenta‘, die nicht aus dem Baskischen stammen und Einflüsse des Englischen (‚for mi‘ –‚für mich‘).
Obwohl der Hauptteil des Wortschatzes aus dem Baskischen stammt, ist die Schreibung in den erhaltenen Schriften dem Isländischen nachempfunden, was dafür spricht, dass beide Quellen von Isländern erstellt wurden. Das erschwert die Nachvollziehbarkeit des Geschriebenen, denn die Lautstruktur des Baskischen unterscheidet sich vom Isländischen.
Alle historischen Quellen befinden sich heute auf Island, nachdem sie zuerst in Kopenhagen aufbewahrt und ab der Mitte der 1930er Jahre das Interesse der Wissenschaft geweckt hatten.
Es ist schwer zu schätzen wie viele Sprecher des baskisch-isländischen Pidgin es gegeben hat. Das Ende des Pidgins läutete einen Konflikt mit gegenseitigen Verbrechen ein, bei dem am Ende einige Basken von Einheimischen getötet wurden. Seit dem Ereignis galten Basken auf Island Verbrecher (offiziell galt das Gesetz noch bis 2015). Der Handel zwischen den Basken und Isländern kam zum Erliegen und damit war auch der Gebrauch des Pidgin überflüssig.
Quellen
Knörr, Henrike (2007). „Basque Fishermen in Iceland Bilingual vocabularies in the 17th and 18th centuries“
Luistxo Fernandez, Marije Manterola: Kreolerak / Creoles. In: GeoNative https://www.oocities.org/athens/9479/kreole.html