Wer sich mit deutscher Literatur beschäftigt, kommt nicht an Gerhart Hauptmann vorbei, auch wenn sein Wirken nicht vorbehaltlos positiv bewertet werden kann.
Gerhart Hauptmann wurde 15. November 1862 im damaligen deutschen Ober Salzbrunn, heute Szczawno-Zdrój, in Niederschlesien geboren. Dort wuchs er mit seinen drei Geschwistern auf und verlebte eine unbeschwerte Kindheit. Die Schule war ihm weniger wichtig, der Alltag im preußischen Schulalltag fiel ihm schwer. Eine begonnene Lehre 1878 in der Landwirtschaft bricht er aus gesundheitlichen Gründen ab und beginnt eine Bildhauerausbildung in Breslau (heute Wrocław). Auch diese Ausbildung und die Studie der Philosophie und Geschichte brachte er nicht zu Ende.
1885 fand die Hochzeit Hauptmanns mit Marie Thienemann, die ihn seit Jahren finaziell unterstützte. Im Laufe der nächsten Jahre wurden drei Söhne geboren und die Familie ließ sich 1891 im Riesengebirge nieder.
Hauptmann schrieb in den ersten Ehejahren viel, besonders Dramen wie ‚Die Weber‘, das besonders sozialkritisch war. Das Eheleben mit Marie war überschattet von Krisen und Untreue Hauptmanns, die Scheidung erfolgte 1904. Hauptmann heiratete seine Geliebte Margarete Marschalk noch im selben Jahr.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete Hauptmann auch an Verfilmungen seiner Werke und inszenierte Theaterstücke.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, sympathisierte Hauptmann teilweise mit der Ideologie, Kritik zu bestimmten Punkten äußerte er zwar nie öffentlich, notierte sie aber in seinen Tagebüchern. Er war kein Parteimitglied, wurde aber von den Nazis, wegen seiner Bekanntheit, gerne als einer von ihnen tituliert. Auch seine Werke spiegelten nicht unbedingt die Nazi-Ideologie wider, anstehende Veröffentlichungen neuer Werke wurden verschoben. Einige Verfilmungen durften nur zensiert gezeigt werden z.B. ‚Der Biberpelz‘.
Nach Kriegsende fiel der Wohnort Hauptmanns in den Verwaltungsbereich Polens und im April 1946 sollte er endgültig nach Deutschland ausreisen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er mit einer Ausnahegenehmigung in Schlesien bleiben dürfen. Die Ausreise wurde tragischerweise durch den Tod Hauptmanns am 6. Juni 1946 nichtig, eine Bestattung in der Heimat verwehrt, sodass er seine letzte Ruhe auf Hiddensee fand.
Das gesamte Werk Hauptmanns umfasst zahlreiche Dramen, Erzählungen, Gedichtbände, Romane und persönliche Aufzeichnungen, dass er zurecht als einer der produktivsten Schriftsteller gilt. Er beschränkte sich nicht auf eine Richtung, obwohl seine Vorliebe für den Naturalismus immer wieder deutlich zu sehen ist. Auch sozialkritische und politische Themen nehmen einen großen Platz ein, sorgten bei Theateraufführungen auch regelmäßig für kleinere Skandale. Einige Stücke wie z.B. ‚Die Weber‘ durften zeitweilig nicht aufgeführt werden, da sie von der preußischen Zensur als Aufruf zu Unruhen angesehen wurden. Ob die Fassung im schlesischen Dialekt dazu beigetragen hat?
Innerhalb und außerhalb Deutschland genoss Gerhart Hauptmann einen guten Ruf und wird bis heute gerne und viel gelesen. Die fehlende Distanz zum Nationalsozialismus trübt sein Erbe. In beiden deutschen Staaten wurden seine Stücke aufgeführt, auch wenn die Resonanz in der DDR erheblich größer war. Das lässt sich mit dem Ansatz der Sozialkritik erklären, die in der DDR als politisch gewünscht angesehen wurde.
Heute erinnern zahlreiche Straßen und Benennungen von Theatern, Schulen etc. an den fleißigen Hauptmann. Seine Werke wie ‚Bahnwärter Thiel‘ oder ‚Die Ratten‘ gehören an in vielen deutschen Schulen zur Pflichtlektüre.
Quellen
Leppmann, Wolfgang. Gerhart Hauptmann. Eine Biographie. Ullstein, Berlin 2007
Sprengel, Peter. Gerhart Hauptmann. Bürgerlichkeit und großer Traum. Eine Biographie. Beck, München 2012