Fremdsprachunterricht in Deutschland

Sprachen sind Alltag an deutschen Schulen, als Unterrichtsfach und als Herkunftssprachen. Und es besteht allgemeiner Konsens, dass Sprachen ein wichtiger Bestandteil von guter Bildung sind. Doch wie ist die aktuelle Situation der Fremdsprachen an deutschen Schulen?

In Deutschland und deutschen Schulen im Ausland werden zahlreiche Fremdsprachen angeboten, wobei die Dominanz einiger Sprachen klar heraussticht. Für die vier deutschen Abschlüsse müssen alle Schüler*innen bestimmte Fremdsprachenkenntnisse nachweisen. Für den Hauptschulabschluss, den Mittleren Schulabschluss und die Fachgebundene Hochschulreife wird eine Fremdsprache gefordert, für das Abitur zwei.

Neben Deutsch als Unterrichtssprache (abweichend bei bilingualem Unterricht) beginnt der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule ab der dritten Klasse, mancherorts auch früher. Die erste Fremdsprache ist dabei meist Englisch. Allgemein kann ab der 7. oder 9. Klasse eine zweite Fremdsprache dazu gewählt werden, abhängig vom Schultyp und der ersten Fremdsprache. Welche Sprache das ist, hängt vom Angebot der Schule ab und ist für viele Eltern eins der wichtigsten Kriterien bei der Schulwahl.

In Deutschland leben Menschen aus allen Ländern der Erde und dementsprechend vielfältig sind die Herkunftssprachen der Kinder. Doch diese Vielfalt spiegelt sich kaum in den angebotenen Fremdsprachen wider. Es liegt auf der Hand, dass nicht jede Schule die Kapazitäten hat, um mehr als drei oder vier Fremdsprachen anzubieten. Neben Englisch sind, laut Statistischem Bundesamt, Sprachen wie Französisch, Spanisch, Latein und Russisch zahlenmäßig am häufigsten. Im Laufe der letzten 25 Jahre haben sich die Zahlen allerdings zugunsten des Spanischen verschoben, Russisch hat am meisten an Boden verloren.

Das Sprachenangebot in Deutschland zeigt ein deutliches geografisches Profil. In Schulen, die an Nachbarländer wie Frankreich grenzen, ist der Französischanteil weiterhin hoch. In den Bundesländern, die in der DDR den obligatorischen Russischunterricht angeboten haben, schwindet das Russischangebot seit der Wiedervereinigung, das Spanischangebot steigt. Aber auch andere ‚kleinere‘ Sprachen kann man an deutschen Schulen finden. In Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern können Kinder im deutsch-polnischen Grenzgebiet oft Polnisch als Fremdsprache wählen, ebenso in wenigen Schule im restlichen Bundesgebiet. In Norden Deutschlands ist Niederdeutsch häufiger Bestandteil des Angebotes und im sorbischen Siedlungsgebiet Ober- bzw. Niedersorbisch. Auch die friesische Minderheit erhält Friesisch-Unterricht. Das Recht auf Unterricht in den anerkannten Minderheiten- und Regionalsprachen ist in Deutschland gesetzlich verankert, wird aber durch den Mangel an Lehrkräften nicht überall umgesetzt.

Ein wichtiges Kriterium für das Angebot ist das jeweilige Bundesland, in dem sich die Schule befindet. Die Bundesländer müssen für diese Sprachen die Ausbildung von Lehrkräften sicherstellen oder sie von woanders holen. Das gilt nicht nur für die Sprachen der nationalen Minderheiten, sondern auch für Sprachen wie Italienisch, Türkisch, Arabisch u.v.m. Nicht alle Bundesländer bieten für die ‚kleinen‘ Sprachen Lehramtsstudiengänge an. Theoretisch können die Schulen aber fast alle Sprachen in ihr Lehrangebot aufnehmen, wenn sie Lehrkräfte finden. Deshalb gibt es oftmals nur AG-Angebote für viele Sprachen, die nicht den regulären Lehrplan aufgenommen werden.

Dennoch sind diese Sprach-AGs eine gute Möglichkeit die sprachliche Vielfalt und das Interesse der Schüler*innen zu fördern. Dabei sind vor allem asiatische Sprachen wie Japanisch und Mandarin für immer mehr Schüler*innen interessant. Auch bilinguale Unterrichtsangebote, besonders oft findet man die Kombination Deutsch-Englisch, werden zunehmend wichtiger und nachgefragter. Fremdsprachenkenntnisse gelten als ein wichtiger Baustein für eine gute berufliche Zukunft. Mal ganz abgesehen davon, dass viele Schüler*innen in Deutschland neben Deutsch auch noch eine zweite Sprache als Herkunft- bzw. Familiensprache mitbringen und daher schon zweisprachig eingeschult werden.

Wir sollten diese Vielfalt schätzen und alle Kinder darin bestärken sich mit Sprachen zu beschäftigen, egal welche. Denn auch wenn es nachgewiesen ist, dass in Deutschland einige Sprachen ein höheres Prestige genießen und häufiger unterrichtet werden, ist jede Sprache eine Bereicherung für unsere Gesellschaft!

Quellen

Kultusminister Konferenz: https://www.kmk.org

Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de

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