Marzanna

Am 21. März feiert die Menschen in vielen Teilen Polens den Beginn des Frühlings mit einer Prozession, bei der eine Puppe herumgetragen, dann verbrannt oder in einem Gewässer ertränkt wird. Diese Puppe symbolisiert Marzanna, die Göttin des Winters, des Todes und der Wiedergeburt. Ihr Tiersymbol ist der Kuckuck, der als Bote des Frühlings gilt, aber auch als Symbol des Teufels.

Der Name leitet sich vom indoeuropäischen *mar- bzw. *mor- ab, was ‚Tod‘ bedeutet. In der slawischen Mythologie kennt man Marzanna als Tochter von Perun und Mokosch. Als junge Frau heißt sie Mara. Sie hat einen Bruder, Jarilo, mit dessen Vereinigung sie den Frühling bringt.

Die unterschiedlichen Kulturkreise in der slawischen Mythologie kennen verschiedenste Namen: Mara auf Ukrainisch, Morana auf Tschechisch oder Mora auf Bulgarisch, der Ursprung ist derselbe.

Die Verbrennung oder Ertränkung der Marzanna geht auf einen heidnischen Brauch zurück, um den Winter auszutreiben. Die Puppe wird von Kindern und Jugendlichen gebastelt, meist aus Stroh gefertigt, mit einem weißen Tuch bekleidet und mit Bändern geschmückt. Je nach Region sieht sie eher nach einer jungen oder älteren Frau aus. Sie wird von den jungen Leuten durch die Straßen getragen, dazu werden Lieder gesungen. Singen die jungen Leute besonders schön, bekommen sie manchmal Geld oder Lebensmittel wie Eier geschenkt. Der Weg der Prozession führt zu einem Teich, Bach oder See, dann wird die Marzanna angezündet und ins Wasser geworfen.

Die Puppe darf im Wasser nicht mehr berührt werden, das bringt Pech. Auf dem Rückweg dürfen sich die Menschen nicht nach der Marzanna umdrehen, es könnte ebenfalls Pech oder Krankheiten bringen, ein Sturz sogar den Tod in nächster Zeit. Dieser Brauch ist also nichts für schwache Nerven!

Manchmal fehlt das Anzünden, warum ist nicht ganz klar. Möglich ist die Verbindung von Marzanna und dem Wasser als Symbol der Wiedergeburt oder als Weg in die Unterwelt. Manche lehnen die Interpretation Marzannas als Göttin des Todes ab und sehen sie eher als Fruchtbarkeitsgöttin. Beides findet man in der Literatur.

Die Kirche sah den Brauch natürlich nicht gerne, da er auf heidnische Ursprünge zurückgeht und die Zeit der Prozession oft in die Zeit um Ostern fiel. Doch der Brauch hält sich bis heute, jedoch fällt er mit dem Frühlingsfest ‚Jare Święto‘ zusammen, und ist sehr beliebt.

Ähnliche Bräuche kennt man auch in Deutschland, wobei die Puppe eher männlich gelesen wird. Manchmal findet man in den Gegenden des Marzanna-Brauches auch eine männliche Variante, den Marzaniok.

Quellen

Gieysztor, Aleksander. Mitologia Słowian. Wydawnictwa Uniwersytetu Warszawskiego, Warszawa 2006

Zdeněk, Váňa. Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Urachhaus, Stuttgart 1992

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