Podlachien

Im Nordosten Polens liegt eine Region, die einen der letzten Urwälder Europas beheimatet und eine so multikulturelle Geschichte aufweist wie kaum eine andere Region in Polen: Podlachien.

Die Woiwodschaft Podlachien (pol. Podlasie) umfasst größtenteils die historische Region Podlachien und grenzt an Litauen und Belarus. Der Großteil der Region wird land- und forstwirtschaftlich genutzt, außerdem befindet sich im Südosten das Weltnaturerbe des Białowieża-Urwaldes, ein Nationalpark entlang der polnisch-belarusischen Grenze, der für seine Wisente weltbekannt ist. In der Region gibt es noch zahleiche weiter Schutzgebiete. Das Klima ist eher kühl, die Winter besonders kalt, obwohl es keine Bergregion ist. Der kälteste Punkt Polens liegt hier, in der Gegend um Suwałki.

Die Region ist im landesweiten Vergleich nur dünn besiedelt, größere Städte sind u.a. Białystok, Suwałki und Łomża. Die Zahl der Einwohner geht seit Jahren zurück, da es wenig gute Zukunftsperspektiven für die junge Generation gibt. Historisch bedingt leben hier litauische und belarusische Minderheiten sowie verschiedene tatarische Gruppen. Neben der katholischen Kirche spielt auch die Polnisch-Orthodoxe Kirchen eine große Rolle. Die Größe der Minderheiten erlaubt es einigen Gemeinden auch Litauisch und Belarusisch als Amtssprache zu verwenden.

Besiedelt wurde Podlachien schon im Frühmittelalter, gefunden wurden Festungsreste u.a. in Zbucz und Klukowicze, wahrscheinlich im Herrschaftsgebiet der Piasten. Einige Gebiete der Region standen zeitweise unter der Herrschaft der Kiewer Rus. Grenzverschiebungen waren nicht ungewöhnlich und erklären die bis heute multikulturelle Bevölkerung Podlachiens.

Als Woiwodschaft wurde Podlachien 1513 unter König Sigmund I. erwähnt und war Teil des Großfürstentums Litauen. Ab 1569 verband die Union von Lubin Litauen und Polen zu einem Königreich unter König Sigismund II. August. Viele einflussreiche Familien besaßen große Güter, u.a. die Radziwiłłs, die im späteren Preußen großen politischen Einfluss ausübten.

Das 17. Jahrhundert bescherte Podlachien zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen mit den Schweden, den Ungarn und Russen. Nach der dritten Teilung 1795 gehörte ein Teil Podlachiens zu Preußen, der andere zu Österreich. Die Russen annektierten später große Teile rund um Białystok. Gegen die Herrschaft der Russen lehnten sich die Polen 1830 und 1863 in zwei großen Aufständen auf, was aber nur zu einer Niederschlagung und Verschärfung der ohnehin schon unterdrückenden Politik führte.

Die Neugrüngung Polens nach dem Ersten Weltkrieg  umfasste auch das heutige Podlachien, jedoch wurde das Gebiet nach dem deutschen Angriff auf Polen von Deutschland und der Sowjetunion abermals aufgeteilt, was erst nach 1945 wieder rückgängig gemacht wurde.

Die Architektur der Region ist durch die verschiedenen Einflüsse geprägt. Unter anderem wurden in der russischen Besatzungszeit orthodoxe Kirchen gebaut, die heute noch zu bewundern sind. Eine weltweit  bekannte Persönlichkeit aus der Region ist der Augenarzt und Esperanto-Schöpfer Ludwik Lejzer Zamenhof.

Das Wappen Podlachiens ist ein zweigeteiltes rotes Schild. Der obere Teil zeigt einen weißen Adler mit Krone, der untere Teil einen Ritter auf silbernen Pferd mit Schwert und Schild.

Quellen

https://podlaskie.eu/

https://literat.ug.edu.pl/glogre/0036.htm

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