Die Sprachenpolitik in Frankreich

In Frankreich ist die die französische Sprache verfassungsrechtlich geschützt. Das zeigt sehr deutlich welchen Stellenwert sie im Land hat und lässt erahnen, dass andere Sprachen einen niedrigeren Stellenwert haben.

Seit dem 16. Jahrhundert ist Französisch die Amtssprache des Landes, auch wenn nicht alle Menschen Französisch sprechen. Schon ein Jahrhundert später wurde die Académie française gegründet, um über die Einhaltung der Sprachnormen zu wachen. Die einzige Schulsprache ist Französisch, bis ins 21. Jahrhundert hinein.

Doch es regte sich Widerstand gegen diese Art von Bevormundung. Die Menschen, deren Muttersprache nicht Französisch ist, forderten das Recht Unterricht in ihrer Sprache zu erhalten, Medien zu konsumieren usw.

Die sprachliche Vielfalt in Frankreich ist genauso groß wie in anderen Ländern, egal ob andere Sprachen oder Dialekte. Doch die Dominanz des Französischen ist bis heute ein Zeichen für die fehlende Wertschätzung des Staates gegenüber seinen Bürger*innen mit einer anderen Muttersprache. Seit 2008 sind die Regionalsprachen als ‚kulturelles Erbe‘ des Landes anerkannt. Aber was bringt eine Anerkennung, wenn nichts für die Pflege und den Spracherhalt getan wird?

Frankreich hat 1999 die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen unterschrieben, aber bis heute nicht ratifiziert. Ein Grund ist das Argument, dass die Charta gegen einige Punkte der französischen Verfassung verstoße und somit nicht ratifiziert werden könne. Die Frage, warum sie dann überhaupt unterschrieben wurden, stellt sich umgehend…

Fakt ist, dass sich Frankreich durch sein politisches System schon immer schwer getan hat Entscheidungsgewalt z.B. für Kultur und Bildung an seine Verwaltungsregionen abzugeben, anders als in Deutschland.

Das sprachliche Erbe des Landes lässt sich jedoch nicht leugnen. In der langen Geschichte finden sich viele Sprachen wieder, die bis heute gesprochen werden. Und dabei gehen wir vorerst nur von den Sprachen in Frankreich aus, die Sprachen der Überseegebiete sind noch zahlreicher.

Neben den bekannteren Sprachen Bretonisch und Baskisch gibt es viele weitere wie Korsisch, Ligurisch, Wallonisch, Katalanisch, Okzitanisch, Romani oder Jiddisch. Dazu kommen viele Dialekte und Sprachen der Nachbarstaaten wie Deutsch oder Flämisch sowie die Langue des signes française (Französische Gebärdensprache).

Frankreich gesteht keiner dieser Sprachen einen Schutzstatus zu, obwohl viele akut gefährdet sind. Auch in den Schulen werden eher die klassischen Fremdsprachen als die regionalen Sprachen angeboten. Bei Volkszählungen fehlt die Möglichkeit eine andere Sprache als Muttersprache einzutragen.

Viele Minderheiten wehren sich gegen die französische Sprachpolitik, weil sie ihre Persönlichkeitsrechte eingeschränkt sehen, und kämpfen seit Jahrzehnten um Anerkennung. Einzelne Siege konnten seitdem errungen werden. Die Bretonen sind das bekannteste Beispiel. Sie haben erreicht, dass Bretonisch wieder unterrichtet wird, jedoch werden Schulen mit bilingualem Angebot (sogenannte Diwan-Schulen) besonders stark kontrolliert. Die Erhöhung der Bretonisch-Sprecherzahl zeigt aber, dass das Konzept funktioniert. Das Prestige des Bretonischen hat sich merklich verbessert.

Auch andere Minderheiten bemühen sich um solche Erfolge. Korsisch oder Baskisch wird regional vermehrt unterrichtet, wenn auch nur als Fremdsprachenunterricht, doch Wertschätzung von staatlicher Seite fehlt.

Die Vielfalt der ‚alten‘ Sprachen in Frankreich wird durch die Ignoranz des Staates in den nächsten Jahren abnehmen. Das Ziel der Charta, Sprachen als Kulturerbe zu schützen und zu fördern, kann ohne Ratifizierung und wirksamer Maßnahmen von Seiten Frankreichs nicht erreicht werden.

Quellen

Braselmann, Petra. Sprachpolitik und Sprachbewusstsein in Frankreich heute. Max Niemeyer Verlag. Tübingen 2013

https://www.coe.int/de/web/european-charter-regional-or-minority-languages

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