Die europäische Literatur wäre nicht komplett ohne die Einflüsse der Ungarn und ihrer Schriftsteller*innen. Einer der bedeutendsten ungarischen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts war Dezső Kosztolányi, dessen Einfluss in Ungarn bis heute zu spüren ist.
Kosztolányi wurde am 29. März 1885 in Szabadka geboren. Damals war gehörte das Gebiet zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie, heute ist es eine Stadt in Serbien. Der Vater Kosztolányis war Lehrer für Naturwissenschaften und in der Familie gab es einige Schriftsteller, z.B. seinen Cousin Géza Csáth.
In der Schule hatte der junge Dezső Schwierigkeiten wegen seines Betragens und musste die Schule verlassen. Sein Abitur legte er privat ab. Danach begann er 1903 ein Studium der Literaturwissenschaft in Budapest. Dort lernte er u.a. Mihály Babits und Gyula Juhász kennen, beides bedeutende ungarische Schriftsteller.
1904 ging er an die Universität in Wien, um sich intensiv u.a. mit Hegels Philosophie und deutschsprachiger Literatur zu beschäftigen. Ein Jahr später kehrte er nach Budapest zurück, brach das Studium ab und arbeitet als freier Journalist.
Kosztolányi schrieb für verschiedene Zeitungen, seine allererste Veröffentlichung, ein Gedicht, wurde jedoch schon zu Schulzeiten gedruckt. Als er für seinen Wehrdienst eingezogen wurde, erklärte ihn sein Vorgesetzter nach einem Gespräch für untauglich und entließ ihn aus dem Militärdienst. Danach widmete er sich wieder seiner Arbeit, veröffentlichte 1907 die erste Gedichtsammlung Négy fal között, die bei der Leserschaft gut ankam.
1910 lernte Kosztolányi die Schauspielerin Ilona Harmos kennen und sie heirateten 1913. Ihr Sohn Adam wurde im Frühjahr 1915 geboren. Wegen des Krieges musste Kosztolányi nochmals zur Musterung, wurde aber wieder ausgemustert.
In den folgenden Jahren veröffentlichte er zahlreiche Romane, Erzählungen und Gedichte. Außerdem übersetzte er viele Werke aus dem Englischen z.B. Alice im Wunderland und Romeo und Julia ins Ungarische.
Dezső Kosztolányi starb am 3. November 1936 in Budapest aufgrund einer Krebserkrankung.
Viele seiner Werke sind mittlerweile ins Deutsche übersetzt z.B. Der kleptomanische Übersetzer und andere Geschichten, Lerche, Die Abenteuer des Kornél Esti oder Anna Édes. Kosztolányi Schreibstil ist elegant, seine Texte sind reich an Humor und genauen Charakterbeobachtungen. Auch die Sprache und die Stilmittel in seinen Texten zeugen von Kosztolányis Scharfsinn und Können.
Quellen
Relle, Agnes. Bestiarium Hungariae : hier und dort – ungarische Identitäten. Ed. die Horen im Wirtschaftsverl. NW. Bremerhaven,1999
Keresztury, Dezsö. Die neueste ungarische Literatur: 1914-1933 / Von Dezsö von Keresztury. de Gruyter. Berlin 1933