Die Auswanderung von Deutschen nach Amerika oder Australien ist allen bekannt. Aber viele Deutsche suchten in Europa nach einer neuen Heimat z.B. im Vereinigten Königreich.
Die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts waren in Europa durch besonders harte Winter geprägt, was für eine schlechte Ernährungslage der Menschen, besonders in Mittel- und Osteuropa, sorgte. Auch Kriege und die noch wenig ausgeprägte Religionstoleranz in vielen Teilen des deutschsprachigen Gebietes waren Gründe für ganze Familien ihr Glück in der Fremde zu suchen.
Doch nicht alle wagten den großen Schritt über die Ozeane, zumal es sich viele schlechthin nicht leisten konnten. Die Reise innerhalb Europas war eher realisierbar. Die Menschen hörten von der Möglichkeit nach England zu gehen, um dort ein besseres Auskommen zu haben. Die Regierung des Vereinten Königreiches versprach u.a. Land zum Siedeln, religiöse Toleranz und Steuerfreiheit für zehn Jahre. Vor allem die durch Steuern hoch belastete Bevölkerung der Kurpfalz, ein zerstückeltes Gebiet an der Mosel und dem Mittelrhein mit den Städten Heidelberg und Mannheim, fasste den Entschluss einen Versuch zu wagen.
Sie machten sich im Frühling 1709 in großen Gruppen, die Quellen sprechen von mehreren Tausend, auf den Weg über die Niederlande nach England. Diese unerwarteten Menschenmassen mussten von der britischen Regierung nicht nur untergebracht, sondern auch verpflegt werden.
Einige hundert Menschen schickte man sofort zurück, weil sie katholisch waren und laut Gesetz nicht aufgenommen werden durften. Die anderen Neuankömmlinge wurden auf verschiedene Regionen aufgeteilt. Die jeweiligen Provinzverwaltungen versuchten die Kurpfälzer in Lohn und Brot zu bringen, doch die Stimmung unter den Menschen wurde zusehends schlechter.
Nach kurzer Zeit wurden die Menschen entweder nach Amerika weitergeschickt oder sie traten den Weg nach Irland an. Dort wurden sie als Arbeitskräfte dringend gebraucht. Nach der Ankunft in Irland wies die für die Einwanderer zuständige Kommission den Menschen Arbeit u.a. im Bausektor und der Landwirtschaft zu. Das Klima in Irland war milder als die Kurpfälzer es aus der Heimat kannten, die Landwirtschaft war ertragreicher und daher auf Arbeitskräfte angewiesen. Trotzdem verließen viele das Land nach kurzer Zeit wieder. Die verbleibenden gut 300 Familien wurden im Süd-Westen Irland in der Grafschaft Limerick (irisch Luimneach) angesiedelt.
Die ersten Siedlungen entstanden rund um Rathkeale. In der neuen Heimat blieben die Kurpfälzer lange Zeit unter sich, was u.a. mit ihrer Konfession zu tun hatte, denn die Iren war mehrheitlich katholisch. Auch von Seiten der englischen Krone, die den irischen Katholiken skeptisch gegenüberstand, waren die protestantischen Siedler willkommen.
Der Erfolg der Siedlungen in der Grafschaft Limerick sind, anders als in anderen Gegenden Irlands und Englands, auf die anfängliche Unterstützung der Regionalverwaltung zurückzuführen. Der Anbau der Hanf und die Rinderhaltung sicherten den Kurpfälzern ein gutes Auskommen. Von den Familien, die sich dort niederließen, wurden schon wenige Jahre später zahlreiche eingebürgert.
Sie bewahrten ihre deutsche Sprache und Traditionen fast ein Jahrhundert lang. Anders als in den USA oder Australien kamen in den folgenden Jahren keine neuen Siedler aus der alten Heimat nach Irland. Mit der Zeit mischten sich dann die deutsche und irische Bevölkerung, so dass ab etwa 1850 nur noch deutsche Namen an die deutschen Auswanderer erinnern.
Quellen
Berend, Nina & Knipf-Komlósi, Elisabeth. Sprachinseln-The World of Language Islands. Peter Lang. Frankfurt am Main 2006
Heimrath, Ralf & Kremer, Arndt (Hrsg.): Insularity. Small Worlds in Linguistic and Cultural Perspectives. Königshausen und Neumann, Würzburg 2015