Wasser ist in vielen Kulturen ein zentrales Thema und symbolisiert wie kein anderes Element den Kreislauf des Lebens. Quellen und Bäche werden als heilig angesehen und in der ganzen slawischen Mythologie mit verschieden Wasserwesen in Verbindung gebracht.
Die Víly sind, immer in Gruppen auftretende, Wassergeister (vergleichbar mit Nymphen), die meist einen lokal begrenzten Wirkkreis aufweisen.
Auch der Wald oder die Natur wird mit den Víly assoziiert. Sie gelten als Nixen und werden in den Legenden als schöne Mädchen mit heller Haut, weißem Gewand und hellem, manchmal blondem oder rötlichen Haar, beschrieben. Das Haar ist die Quelle ihrer Macht, wenn sie es verlieren, verlieren sie ihre Kraft und sterben.
Auch von der Fähigkeit mit wunderschöner Stimme zu singen wird berichtet. Da drängt sich sofort der Vergleich mit der im deutschen Raum bekannten Loreley auf. Außerdem tanzen die Víly gerne in Kreisen, auf weichem Gras. Sie besitzen Zauberkräfte, um wahrzusagen oder sich in verschiedene Tiere zu verwandeln.
Die Beziehungen zu den Menschen sind unterschiedlich. Grundsätzlich sind Víly freundliche Wesen, den Menschen zu getan, helfen Kriegern im Kampf, was eine Verbindung zu den Walküren nahelegt.
Durch Opfergaben lassen sich Víly milde stimmen z. B. mit Kuchen, Blumen, bunten Bändern und anderen schönen, für junge Mädchen ansprechende Dinge. Es ist mitunter möglich, dass ein Mensch Freundschaft mit einer Víla schließt oder sie sogar heiratet. Die Freundschaft beruht meist auf der Bitte um Schutz geliebter Menschen. Zudem schützt eine Víla auch Tiere, die ihr besonders am Herzen liegen wie der Hirsch oder die Hirschkuh (Tiere des Waldes).
Im Allgemeinen sind Víly, zwar nicht direkt Botinnen des Todes, aber sie können Menschen, die sie bleidigen oder sich nicht respektvoll verhalten, verwirren, sie auf Irrwege führen. Die bösen, schwarzen Víly bestrafen Menschen, indem sie sie beim Baden ertränken oder verdursten lassen. Auch Schiffe sinken zu lassen steht in ihrer Macht (wieder die Parallele zur Loreley).
Die bösen Víly ähneln den Rusalky im ostslawischen Raum. Sie tragen überwiegend böse Züge, schaden den Menschen, zerstören Schiffe oder Brücken. Ihre Boshaftigkeit liegt in ihrer Herkunft, da sie von ungetauften Kindern, Selbstmörderinnen u.a. abstammen. Im Gegensatz zu den Víly lassen sich hier stärkere christliche Einflüsse erkennen, daher ist es zu erklären, dass die Rusalky erst ab dem 16. Jahrhundert in Texten auftreten, während Víly schon im 6. Jahrhundert n.Chr. von Chronisten (z.B. Prokopios von Caesarea) erwähnt werden.
Weitere Gemeinsamkeiten weisen Víly und Rusalky mit den germanischen Nixen und den Diven aus dem keltischen Raum auf, die ähnliche Attribute und Kräfte besitzen. Die Verbindung mit Wasser und dem Leben findet man in fast allen Kulturen, es scheint ein wesentlicher Bestandteil der kulturellen Identität zu sein.